Osterath: Schau in der Alten Seilerei erzählt von Leben und Arbeit

Bundesministerium dokumentiert die Sozialgeschichte vom Mittelalter an.

<strong>Osterath. Vor fünf Jahren warf Stadtarchivar Michael Regenbrecht seinen Hut in den Ring: Im Bundesministerium für Arbeit und Soziales warb er darum, dass die Ausstellung "In die Zukunft gedacht" nach Meerbusch kommt. Es funktionierte: Vier Wochen lang steht der Rundgang in der Alten Seilerei den Besuchern offen. Michael Regenbrecht ist froh: "Solch eine Ausstellung vor Ort zu haben, ist gerade für mich eine große Erleichterung. Ich habe schließlich keinen großen Mitarbeiterstab und hätte etwas derartiges nicht alleine auf die Beine stellen können."

Mitgearbeitet hat er trotzdem: Regenbrecht hat der nationalen Ausstellung der Sozialgeschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart in Osterath lokalen Bezug gegeben. "Ich habe die betriebliche Sozialpolitik der Firmen Ostara und Böhler betrachtet."

Ostara, später die Deutsche Steinzeug, war 144 Jahre vor Ort. bis 2002 in Osterath ansässig. "Nach der Werksschließung erhielt das Stadtarchiv 45 laufende Meter Akten von Ostara, anhand derer wir eine Chronik erstellen konnten", sagt Regenbrecht. Bilder des alten Werksgeländes und Momentaufnahmen aus dem Arbeitsprozess ergänzen die Daten.

Die Historie erfasst die Auszahlung der ersten Weihnachtsgratifikation 1947 ebenso wie die Aufstellung von Sportgeräten im Jahr 1968, die in Arbeitspausen und am Feierabend genutzt werden konnten. Besonders interessant: 1994, zwei Jahre vor Inkrafttreten der "Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen bei der Arbeit", verpflichtete Ostara die Mitarbeiter zum Tragen von Sicherheitsschuhen im Produktionsbereich.

Eine ähnlich detaillierte Darstellung ließ sich über die Firma Böhler nicht erstellen. Seit 1913 ist die Edelstahlfabrik an der Stadtgrenze zu Düsseldorf ansässig. "Wegen der schlechten Quellenlage konnten wir hier keine Chronik erarbeiten und haben uns auf die herausragendste Sozialleistung, die Böhler-Siedlung, konzentriert", erläutert Regenbrecht.

Unter Leitung von Franz Schütz, dem damaligen Bürgermeister von Büderich, wurde die Siedlung gebaut und erweitert. Es gab - wie Fotos an den Stellwänden anschaulich machen - einen betriebseigenen Kindergarten, und für die ledigen Werksangehörigen wurde ein modernes Heim mit 36 möblierten Zimmern geschaffen.

In der Alten Seilerei ist eine reich bebilderte deutsche Sozialgeschichte zu erleben, die für Schulklassen, aber auch für "Zaungäste, Beteiligte, Betroffene" (Regenbrecht) interessant ist. Dem Stadtarchiv gelingt es, gesamtwirtschaftliche Probleme an Gegebenheiten vor Ort zu zeigen. So wird auch die 40-Stunden-Woche bei Ostara im Jahr 1973 eingeführt.

Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 9-17Uhr, Samstag und Sonntag 10-17Uhr

Geschlossen Montags und Altweiber, 31.Januar, ist geschlossen.

Kosten Der Eintritt frei.

Anmeldung Kostenlose Führungen können unter 202132-769680 vereinbart werden. Auch per E-.Mail kann man unter sozialgeschichte_bmas@web.de Kontakt aufnehmen.

Gehörlose/Hörgeschädigte werden nach Vereinbarung von einer Gebärdendolmetscherin informiert.