Philippsburg als Vorbild beim Konverter?

In Baden-Württemberg ist bereits eine Einigung erzielt worden, der dortige Konverter kommt auf ein Kraftwerksgelände.

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Während Amprion noch nach einem geeigneten und vor allem akzeptierten Standort für den geplanten Doppelkonverter sucht, ist die EnBW-Tochter TransnetBW bereits einen entscheidenden Schritt weiter: Der südliche Konverter auf der 340 Kilometer langen Gleichstromverbindung (Ultranet) zwischen Osterath und Philippsburg wird auf dem Gelände des Kernkraftwerks Philippsburg realisiert. „Die betroffenen Kommunen haben sich dort unter Vermittlung der baden-württembergischen Landesregierung einvernehmlich auf einen Standort für den südlichen Konverter verständigt“, sagt Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Anstelle des zuerst von TransnetBW vorgeschlagenen wohnortnahen Konverterstandorts werde nun ein von allen Betroffenen akzeptierter Standort realisiert.

Ein solches Vorgehen wünscht sich die Verwaltungschefin auch für die Konverterstandortsuche vor der eigenen Haustür. „Man muss allerdings dazu sagen, dass wir es als EnBW-Tochter im Vergleich zu Amprion leichter hatten“, sagt Annett Urbaczka, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Transnet BW. In „konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Kernkraftwerksbetreiber EnBW Kernkraft GmbH“ sei eine Lösung gefunden worden — ein „guter Kompromiss für alle Beteiligten“. Um einen Standort für den südlichen Konverter auszumachen, hatte TransnetBW — genauso wie Amprion im Rhein-Kreis Neuss — zunächst gemeinsam mit einem Umweltgutachter einen Kriterienkatalog erstellt. Anschließend wurde ein Radius von rund zehn Kilometern als Suchraum um den dortigen Netzverknüpfungspunkt gezogen. In einem anschließenden mehrschichtigen Auswahlprozess wurden geeignete Flächen ermittelt. Darüber hinaus seien aber auch Vorschläge aus der Region berücksichtigt worden, heißt es. Ins Spiel gebracht wurde der Kraftwerksstandort in Philippsburg schließlich unter anderem von politischen Entscheidungsträgern. Das Konzept sei zunächst auf das Jahr 2019 und damit auf die Abschaltung des noch laufenden zweiten Kraftwerksblocks ausgelegt gewesen, sagt Transnet. Jetzt soll die Anlage auf einem rund zehn Hektar großen Gelände bis 2021/22 realisiert werden.

Auch die Gemeinderäte in den betroffenen Kommunen Philippsburg und Oberhausen-Rheinhausen haben inzwischen zugestimmt. Wie im Rhein-Kreis Neuss hatte es zuvor eine monatelange Debatte um den richtigen Standort für den Konverter gegeben. Auch in Baden-Württemberg hatte sich eine Bürgerinitiative gebildet, die unter anderem wegen der befürchteten Lärmbelästigung vehement gegen den angedachten wohnortnahen Standort protestierte. Das Endergebnis sei eine Standortfläche, die den aufgestellten Kriterien bestmöglich entspreche und nach Sicht von TransnetBW die wenigsten Eingriffe in die Umgebung und eine geringe Wahrnehmbarkeit für die Bevölkerung bedeutet, sagt der Netzbetreiber.

Von solch einer Lösung für den Standort des Doppelkonverters am gesetzlich festgelegten Netzverknüpfungspunkt Osterath, der Gleichstrom in Wechselstrom und umgekehrt umwandelt und die Stromtrassen aus Norden und Süden verbindet, sind Meerbusch und der Rhein-Kreis noch weit entfernt. Für die von Amprion favorisierte Dreiecksfläche auf Kaarster Stadtgebiet ist im aktuellen Entwurf des neuen Regionalplans Kiesabbau vorgesehen. Als nächstgeeignete Alternative nennt ein aktuelles Gutachten nunmehr erneut eine Fläche in der Nähe des Osterather Umspannwerks — in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung. Ebenfalls im Standort-Skat ist ein Grundstück an der Stadtgrenze Meerbusch-Osterath, Willich, Kaarst.

In Meerbusch kämpft die Initiative gegen den Doppelkonverter Osterath gegen die Pläne und fordert von Amprion eine Neubewertung der Standorte. Die Bundesnetzagentur, heißt es, solle ansonsten ein unabhängiges Gutachten beauftragen, die Politik Abstandsflächen für Konverteranlagen festlegen und Zuständigkeiten klären, damit ein transparentes Verfahren möglich wird. Ziel sei es, einen Standort für den Doppelkonverter zu finden, der größtmögliche Akzeptanz findet. Dafür soll ein Runder Tisch eingerichtet werden. Mit diesen Forderungen kündigt die Initiative zugleich eine Protestkundgebung gegen den Doppelkonverter an. Sie findet am Sonntag, 27. August, um 15 Uhr auf dem Kirchplatz in Osterath statt. Drei Tage vorher, am Donnerstag, 24. August, 17 Uhr, beruft Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage eine Sondersitzung des Stadtrats in der Realschule Osterath ein. Zu dieser Sitzung sind auch Vertreter der Bundesnetzagentur und von Amprion eingeladen worden. Bürger dürfen dort Fragen stellen.