Polizeichef will Navidiebstahl bekämpfen
Kurt Koenemann ist seit etwas mehr als 100 Tagen im Amt. In Meerbusch hat er sich eingelebt und erste Erfolge verzeichnet.
Herr Koenemann, Sie haben nach Ihrer Ausbildung 1978 Ihre erste Stelle als Polizist in Meerbusch begonnen und sind Anfang des Jahres als Leiter der Wache zurückgekehrt. Haben Sie Meerbusch noch wiedererkannt?
Kurt Koenemann: Ja, klar. Meine ersten Einsätze hier haben sich mir tief eingeprägt. Es war damals die Hochzeit der RAF, in Meerbusch lebten Personen, die deswegen bewacht werden mussten. Zum Beispiel Flick hat hier lange gewohnt. Neulich bin ich noch einmal an dem Objekt vorbeigefahren, es hat sich sehr verändert. Die Stadt ist natürlich nicht stehen geblieben und moderner.
Wie sieht Ihr Fazit nach etwas mehr als 100 Tagen aus?
Koenemann: Ich bin gut in Meerbusch angekommen und habe ein Team vorgefunden, das sehr motiviert ist und sich für seine Aufgaben begeistern kann. Die Wache ist gut aufgestellt, so dass die Strukturen bestehen bleiben können.
Sie waren lange in Dormagen als Wachleiter im Einsatz, hatten davor in Neuss und Kaarst gearbeitet. Was macht aus polizeilicher Sicht die Besonderheit von Meerbusch aus?
Koenemann: Die Bevölkerungsstruktur mit vielen wohlhabenden Menschen, die überwiegend in Eigentum wohnen. Es gibt kaum Hochhäuser. Durch die ländliche Struktur mit vielen Ortsteilen gibt es keinen richtigen Stadtkern, das ist ähnlich wie in Dormagen. Man kennt sich. Das hat den Vorteil, dass es wenig Gewaltkriminalität und körperliche Auseinandersetzungen gibt. Dafür ist das Geld in Meerbusch ein Anreiz für Täter.
Sie haben angekündigt, dem Navi-Diebstahl den Kampf anzusagen — ein häufiges Delikt in Meerbusch. Wie sieht die Entwicklung aus?
Koenemann: Betroffen von Navi-Diebstählen sind aktuell bis zu 90 Prozent Autos der Marke BMW. Viele Besitzer sind sogar mehrfach betroffen. Da muss man fragen: Was macht BMW, um das Phänomen zu bekämpfen? Da die Täter überregional agieren, wertet das Zentralkommissariat KK14 in Neuss für uns und den gesamten Rhein-Kreis Neuss Daten zu Wochentagen und Tatzeiten aus. Wir analysieren genau und entscheiden, wo wir Schwerpunkte setzen. In den ersten zwei Monaten des Jahres hatten wir 78 Taten. In den vier Monaten danach waren es nur noch 31. Letzte Woche konnten wir einen Täter festnehmen. Von März bis jetzt haben wir bei Eigentumsdelikten, zu denen Navi-Diebstähle zählen, zehn Täter gefasst. Acht davon gingen in Untersuchungshaft. Das ist eine hohe Zahl, die belegt, dass es stichhaltige Beweise für die Taten gibt.
Wie haben Sie diesen Rückgang bei den Navi-Diebstählen erzielt?
Koenemann: Das ist das Resultat der Zusammenarbeit von zivilen und uniformierten Kräften, Spurensicherern und Zentralkommissariat. Was davon letztlich Glück oder Lohn des Tüchtigen ist, kann man nie so genau sagen. Bei den strukturierten Täterkreisen spricht sich auch herum, dass sich etwas tut. Wir wollen deshalb nicht verhehlen, dass es einen Verdrängungseffekt gibt. Wie die Entwicklung aussieht, können wir nicht wissen. Wir sind weiter aktiv auf dem Gebiet.
In welchen Bereichen setzen Sie verstärkt zivile Kräfte ein?
Koenemann: Dazu möchte ich nichts sagen, um den Tätern nicht die Arbeit zu erleichtern. Aber klar ist, dass wir oft den richtigen Riecher haben. Das hat sich kürzlich wieder gezeigt, als die Fahnder nachts in Büderich ein verdächtiges Fahrzeug kontrollierten, der Fahrer floh, weil der Wagen geklaut war. Daraus entwickelte sich eine Verfolgungsjagd bis ins Ruhrgebiet.
Wie sieht die Entwicklung bei den Einbrüchen aus?
Koenemann: Die Zahl der Wohnungseinbrüche bewegt sich auf dem Niveau des Vorjahres. Seit Jahresanfang hatten wir 87 Einbrüche, darunter sind auch gescheiterte Einbruchsversuche. Das sind gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 drei Taten mehr.
Wie lässt sich die Zahl senken?
Koenemann: Zum einen durch besseren Schutz und technische Beratung. Zum anderen appelliere ich an die Bürger, Beobachtungen zu melden. Zum Beispiel, wenn die Nachbarn im Urlaub sind und ein Fremder durch deren Garten läuft. Dann sollte man sofort die 110 anrufen. Bei solchen Gelegenheiten konnten wir in der Vergangenheit Erfolge verbuchen. Wenn man denkt, der Fremde sei bestimmt ein neuer Gärtner oder Bekannter der Nachbarn, werden Chancen vertan. Wer die Person ist, können wir klären. Diese Hinweise können Gold wert sein.
Bürger in Lank klagen über den Lkw-Verkehr auf der Uerdinger Straße. Hat die Polizei hier eine Handhabe?
Koenemann: Das ist sehr schwierig. Was wir machen können, machen wir: kontrollieren. Die Beschilderung ist unglücklich: Zum einen ist die Durchfahrt für Lkw verboten, zum anderen aber für den Lieferverkehr frei. So wird versucht, den Interessen der Anwohner, aber auch den Anliegern des Gewerbegebiets gerecht zu werden. Ein gewiefter Lkw-Fahrer weiß, wie er argumentieren kann, um nicht belangt zu werden. Wir können dort auch nicht zu viel Personal einsetzen, es fehlt sonst an Stellen, die mehr Priorität haben.
Was fällt Ihnen besonders positiv in Meerbusch auf?
Koenemann: Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist hervorragend. Es gibt kurze Wege, man kennt sich. Sehr erfreulich finde ich, dass es kaum Probleme mit Flüchtlingen gibt. Wenn es in den Unterkünften Auseinandersetzungen gibt, was auch der Enge dort zuzurechnen ist, wird eingeschritten, auch schon einmal der Hauptaggressor in eine andere Unterkunft verlegt.