Schützenfest: „Kamerad“ spurlos verschwunden
Mit den Sperrholz-Figuren sollte für ein Zug-Jubiläum geworben werden. Sonst verlief alles reibungslos.
Osterath. Auch die dunklen Wolken, die sich am Freitag am Himmel zusammenballten, konnten die gute Laune der Osterather Schützen zum Auftakt des Schützenfestes nicht vertreiben.
Dazu trug auch das Anböllern bei, bei dem Regimentskönig Heinz-Peter Kreuels sowie seine beiden Minister Norbert Bocksch und Michael Schüßler am Hertenhof im Bovert nicht nur bei Magda, dem Geschütz der Artillerie, sondern auch an zwei weiteren, kurzfristig bei der Büdericher Artillerie geborgten Kanonen kräftig "Dampf" abließen.
"Ich habe einfach auf schönes Wetter gehofft, und tatsächlich scheint jetzt die Sonne", freute sich der König, als pünktlich zum abendlichen Zapfenstreich im Osterather Rathauspark die Sonne zwischen den Wolken auftauchte.
Kurz zuvor, zur Königsproklamation vor der Pfarrkirche St. Nikolaus, musste das Regiment vor einem plötzlichen Platzregen in das Innere des Gotteshauses flüchten. "Doch das führt uns zu den Wurzeln unseres Schützenwesens", fand Präses Pfarrer Norbert Viertel.
Eine der ersten Amtshandlungen von König Heinz-Peter Kreuels am Freitagabend im Festzelt: die Auszeichnung seiner Wachkompanie, des 3.Osterather Rebellenzuges. "Diese Jungen haben einfach so viel geleistet in den vergangenen zwei Jahren, dass mir dies eine Herzensangelegenheit ist."
Der Samstag war geprägt von Sonnenschein. Nachdem am Vormittag die Auszeichnungen und Beförderungen im Festzelt am Dr.Hans-Lampenscherff-Platz stattgefunden hatten, jubelten zahlreiche Zuschauer auf den zwei Tribünen an der Hochstraße dem Königshaus, dem Jungschützenkönig Tobias Dörnenburg mit Partnerin Verena, dem Kinderkönig Sebastian Franzen, dem Schülerkönig Andreas Neunzig sowie dem Jugendkönig Christoph Held und den Hofdamen Marie-Luise Kreuels, Annika Schüßler, Julia Ewald und Carolin Knüpfer zu.
"Das Gefühl, auf der Tribüne zu stehen und den geschmückten Ort von einer Kutsche aus zu erleben, ist einfach atemberaubend. Das Wetter spielt da schon fast keine Rolle mehr", freute sich Jungschützenkönig Tobias Dörnenburg.
Weniger Grund zum Jubeln hatte die Kompanie Bovert. Sie feiert im kommenden Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und hatte zu diesem Zweck einen in Jägergrün gekleideten Sperrholz-Gardisten erfunden, der entlang des Zugweges in fünffacher Ausfertigung für das "Boviläum" werben sollte.
Am Samstagabend waren alle Figuren verschwunden. Man hatte einen Rebellenzug im Verdacht, die Sperrholzkameraden entführt zu haben. Kompaniechef Christoph Schmitz zügelte jedoch seinen Ärger: "Das zeigt uns in jedem Fall, dass wir mit unserer Figur offenbar den Geschmack getroffen haben."
Ärger für die Rebellen gab es auch so: Weil sich die Truppe mit einem gefälschten Urlaubsschein vor dem sonntäglichen Feldgottesdienst drücken wollte, verdonnerte Regimentsspieß Werner Tzschichholtz die Rebellen zum Schuheputzen für das Königshaus auf die Festzelttribüne.
Nicht umzusetzen war die Idee, die Wagen der Schausteller auf dem Dr.Franz-Lampenscherff-Platz so eng zu stellen, dass eine Umzäunung des Festgeländes nicht mehr notwendig sein würde. Zwar fiel der Zaun kaum auf, erfüllte aber dennoch offenbar seine Wirkung: Es blieb auf dem Festplatz deutlich ruhiger als im vergangenen Jahr.
Bis zum gestrigen Nachmittag gab es laut Polizei keine Vorkommnisse. Ein weiterer Grund zum Feiern für die Schützen, die auch am Sonntag zu einem prächtigen Ball im Festzelt zusammenkamen. Das Schützenfest endet Montagnachmittag mit dem um 14.50 Uhr beginnenden Vogelschießen, bei dem ein Nachfolger für König Heinz-Peter Kreuels ermittelt wird.