Schwere Vorwürfe gegen WBM: Wurden Rechnungen gefälscht?

Die Staatsanwaltschaft prüft einen Anfangsverdacht gegen den Versorger.

Meerbusch. Die Vorwürfe wiegen schwer: Im Betrieb der Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM) soll es zu erheblichen Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens, das zu 60 Prozent der Stadt und zu 40 Prozent der Rhenag gehört, beschuldigt seinen Ex-Arbeitgeber unter anderem, ihn gezwungen zu haben, Baustellenrechnungen systematisch zu fälschen. So sei von ihm Material aufgeschrieben worden, das in der Baustelle gar nicht verwendet worden sei.

Andere Vorwürfe besagen, dass sich Mitglieder der WBM-Geschäftsführung im Materiallager privat bedient hätten, außerdem sei Material bestellt worden, aber nie im Lager angekommen, seien Maschinen zu teuer eingekauft, ein Spediteur unnütz beschäftigt worden.

Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe herrschte gestern im Sitz der WBM an der Hochstraße in Osterath helle Aufregung. Persönliche Stellungnahmen wollte niemand abgeben.

Die Geschäftsführung äußerte sich schriftlich: "Nach Einschätzung der WBM-Geschäftsleitung wird hier versucht, mit unwahren Behauptungen den ehemaligen Arbeitgeber zu mobben."

Die Geschäftsführung versucht, Punkt für Punkt zu entkräften: "Die Vorwürfe stimmen nicht. Hier hat keiner Rechnungen gefälscht. Niemand hat WBM-Mitarbeiter angewiesen, Material auf Baurechnungen zu schreiben." Richtig sei vielmehr, dass gerade der fristlos entlassene Ex-Mitarbeiter mehrfach durch schlampige Arbeit und fehlende Materialabrechnungen aufgefallen sei. "Dies ist auch gerügt worden."

Im Rahmen der Inventur seien wirklich Materialdifferenzen erkannt worden, die nicht konkret zugeordnet werden konnten. "Das ist ja das Wesen einer Inventur, dass man Differenzen erkennt und dann ordentlich verbucht. Es kann dabei auch zu falschen Zuordnungen gekommen sein, das ist aber nur bilanztechnisch relevant und entfaltet keinerlei Außenwirkung", erläutert Weigand und betont: "Insbesondere sind hiervon keine Kundenrechnungen betroffen. Hier ist kein externer Dritter zu Schaden gekommen."

Ganz ausdrücklich nimmt Manfred Weigand die WBM-Mitarbeiter und auch den Prokuristen Hartmut Momm in Schutz. "Hier hat sich keiner bereichert. Hier hat keiner verbotene Dinge getan. Hier wurde niemand unter Druck gesetzt. Die WBM hat keinen Dritten geschädigt."

Auch Bürgermeister Dieter Spindler, Vorsitzender des Aufsichtsrats der WBM, wurde gestern von den Vorwürfen kalt erwischt: "Die Sachlage ist mir nicht bekannt gewesen." Er habe die WBM-Geschäftsführung unmittelbar zu einer Stellungnahme aufgefordert. Dass diese alle Anschuldigungen zurückweise, "nehme ich zur Kenntnis". Er habe umgehend eine Prüfung veranlasst und die Revisionsabteilung des Partners Rhenag eingeschaltet. Sie prüft nun, ob in den Bereichen Bauabrechnung, Material- und Gerätewirtschaft Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind. "Kontrolliert wird die Ordnungsmäßigkeit der Unterlagen, aber auch die Wirkung interner Kontrollmechanismen", sagt Spindler.

Eine Strafanzeige lag der Polizeibehörde in Neuss bis gestern Mittag von keiner Seite vor, doch am Nachmittag schaltete sich die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ein. "Sie prüft jetzt, ob ein Anfangsverdacht vorliegt", teilt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold mit. "Hier werden ja ganz wilde Behauptungen in den Raum gestellt."