Pétanque: Das Boule-Fieber grassiert

Meerbusch hat eine neue Boom-Sportart. In Nierst und Lank reichen die Bahnen kaum aus für die vielen Spieler.

Nierst/Lank. Nein, ein Alt-Männer-Sport sei Boule auf gar keinen Fall, sagt Johannes Lepper bestimmt. "Schauen Sie sich doch um, hier spielen auch Jugendliche und Frauen. Bei uns ist jeder willkommen. Wir sind sogar international besetzt", stellt der 65-Jährige seinen "Kapitän" vor: Arne Torvund kommt aus Norwegen und gilt in Nierst als der beste Spieler.

Stolz blickt Lepper auf die beiden neu gestalteten Bahnen, die - wie es in Nierst nach dem Bau des Fußballplatzes offenbar die Regel geworden ist - wieder einmal komplett in Eigenregie hergerichtet wurden. Mit Kalksandsteinschotter und feinem Splitt aufgefüllt wirken die vier mal 15 Meter langen Felder in der Tat ziemlich adrett, die härtere der beiden Bahnen ist zudem noch zusätzlich mit Verbundsteinpflaster ausgestattet.

Und dann rutscht Lepper doch heraus, was ihm schon einige Minuten auf der Zunge brennt: "Da können die Lanker nicht mithalten. Deren Spielfeld ist eine Mischung aus Unkraut und Schotter, die Bahnen sind lediglich durch eine Kordel voneinander getrennt." Nicht umsonst hätten sich bereits viele Boulespieler aus Neuss oder Kaarst am Kullenberg ein Bild von den Bedingungen gemacht.

Dienstags und donnerstags (ab 18 Uhr) sowie sonntags (ab 11 Uhr) treffen sich die Nierster, um zu klönen, dabei ein Gläschen Rotwein zu trinken und eben eine ruhige Kugel zu schieben. "Doch der Platz reicht jetzt schon nicht mehr", sagt Lepper und denkt laut darüber nach, eine dritte Bahn in Angriff zu nehmen. Auch die Stadtmeisterschaft will der ehemalige Vorsitzende des FC Adler im kommenden Jahr wieder aufleben lassen. Und eine Mannschaft bilden - natürlich nicht nur, damit man sich mit den Lankern messen könne.

"Wir werden die Nierster schlagen"- diesen provozierenden Spruch setzt Uli Wetter unter jede Rundmail, mit der er die Boulespieler in Lank zum Training am Donnerstagabend ab 18 Uhr an die Pappelallee einlädt. "So ein bisschen die Rivalität schüren, das muss schon sein", frotzelt er und kann ein diabolisch wirkendes Lächeln nicht verbergen.

Seine Kugeln hat er an diesem Abend zwar mitgebracht, zum Spielen kommt er aber wohl nicht. Über 20 Pétanque-Liebhaber haben das in vier Bahnen aufgeteilte Spielfeld bereits in Beschlag genommen, jeder hat seine eigenen Kugeln in einem Stoffetui oder gar einem kleinen Holzköfferchen mitgebracht. "Ich muss die Termine unbedingt entzerren", überlegt der Vorsitzende von Treudeutsch, in Zukunft auch mittwochs und freitags spielen zu lassen.

So sechs, sieben Jahre muss es her sein, da habe es rund um das Vereinsgelände insgesamt 14 Bahnen gegeben, "da war sogar das Fernsehen da", erinnert sich Wetter, der es einfach "klasse" findet, dass es ihm gelungen ist, so schnell das Feuer wieder zu entfachen.

Genau so müsse eine Bahn aussehen, wehrt Helmut Krüger den Einwand ab, die Nierster Anlage wirke irgendwie propperer. "Da liegt doch eine derart dicke Staubschicht drauf, dass die Kugel regelmäßig stecken bleibt." So eine Boulebahn müsse gar nicht eben sein, "diese Unwägbarkeiten in den Wurf einzubeziehen, das ist doch die große Kunst", philosophiert Krüger.

Auf einer Bahn ist währenddessen ein kleiner Zwist entstanden, welche der Stahlkugeln näher am "Schweinchen", der Zielkugel, liegt. Ein Zollstock schafft Abhilfe, millimetergenau werden die Abstände ausgemessen.