Anklage wegen Körperverletzung Prozess gegen Kinderpsychiater Winterhoff beginnt
Bonn · Laut Anklage soll er jungen Patienten ohne medizinische Notwendigkeit ein Antipsychotikum verordnet und Nebenwirkungen in Kauf genommen haben. Der Bonner Psychiater bestreitet das.
Vor dem Bonner Landgericht beginnt am Mittwoch (9.30 Uhr) ein Prozess gegen den Kinderpsychiater und Sachbuchautor Michael Winterhoff. Er ist wegen gefährlicher Körperverletzung durch Beibringung von Gift in 36 Fällen angeklagt. Der 70-Jährige weist die Vorwürfe zurück.
Laut Anklage soll er Kindern und Jugendlichen das Antipsychotikum Pipamperon zur Dauerbehandlung verordnet haben, obwohl dafür „keine Indikation im Rahmen der Zulassung des Medikaments bestanden“ habe. Bei vielen Patienten sollen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Bewegungssteifheit und erhebliche Gewichtszunahmen aufgetreten sein.
Gericht hat 40 Verhandlungstage angesetzt
Winterhoffs Medienanwälte teilten mit, ihr Mandant habe das Medikament nicht standardmäßig verschrieben, sondern nur nach entsprechender medizinischer Indikation. „Unser Mandant hat auch keine Nebenwirkungen, insbesondere Sedierungen, bewusst in Kauf genommen. Er hat die Dosierung stets mit dem Ziel gewählt, Nebenwirkungen zu vermeiden.“ Es sei in keinem Fall nachweisbar, dass die Verordnung des Medikaments zu einem Schaden geführt habe.
Das Bonner Landgericht hat für den Prozess mit zahlreichen Zeugen und Sachverständigen rund 40 Verhandlungstage bis Ende Juli angesetzt. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für den Angeklagten die Unschuldsvermutung.
© dpa-infocom, dpa:250212-930-372323/1