Entwicklung und Kooperation in Meerbusch Lernen von den Nachbarstädten
Meerbusch · Mit neuer Geschäftsführung will das Regionetzwerk Projekte zu Mobilität und Wohnen voranbringen.
Die Anpassung an den Klimawandel stellt die Kommunen vor große Aufgaben. Sei es bei der Mobilitätswende, bei der es gilt, Radwege und den öffentlichen Nahverkehr auszubauen, um den Autoverkehr zurückzudrängen. Oder sei es beim – möglichst klimagerechten – Schaffen von neuem Wohnraum. Dazu müssen sich die Planer in den Kommunen innerhalb kurzer Zeit neu orientieren. Um dabei voneinander zu lernen, hatten sich 2017 die Städte Meerbusch, Düsseldorf, Duisburg, Ratingen, Krefeld und Mettmann im Regionetzwerk zusammengeschlossen. Zuletzt stieß auch die Stadt Neuss hinzu. Dies war zum Anlass für einen Neuanfang mit einer neuen Geschäftsstelle und deren personeller Leitung genommen worden.
Im Planungsausschuss stellte nun Geschäftsstellenleiterin Ursula Mölders die Arbeit des Regionetzwerks vor. Die im Netzwerk begonnenen Projekte wie Kalverdonk und die Fortführung der U81 seien nun auf dem Weg. Nun gelte es, mehr zu arbeiten, aber auch mehr Projekte und mehr Output zu generieren. Dazu habe das Netzwerk fünf Online-Plattformen für die Verwaltungen zu den folgenden Themen gestartet: Bauleitplanung, nachhaltige Mobilität, Energie und Umwelt, Klimafolgenanpassung und Freiraumentwicklung. Diese sollen genutzt werden, um gemeinsame Strategien zur Bewältigung von komplexen Aufgaben zu finden. Dabei gelte es, einen „gemeinsamen Planungsgeist zu entwickeln“, erklärte Mölders. Leitend sei die Frage: „Wo müssen wir an der Stadtgrenze besser zusammenarbeiten?“.
Skeptische Stimmen
aus der Politik
Zu den großen Siedlungsprojekten des Netzwerks zählen neben dem geplanten Osterather Neubaugebiet Kalverdonk ein zukunftsweisendes Mehrgenerationenquartier in Düsseldorf („Nördlich Kalkumer Schlossallee“), ein neuer Stadtteil im Süden Duisburgs („6-Seen-Wedau“) und in Krefeld-Fischeln das Wohngebiet Plankerheide. In der neu geschaffenen Veranstaltung „Regio Salon“ möchte das Netzwerk am 21. März im Gare du Neuss für das Thema Freiraum- und Landschaftsplanung die verschiedenen Akteure zusammenbringen. Ausdrücklich lud Mölders die Planungspolitiker dazu ein.
In der Politik dominierten nach der Präsentation der Leiterin des Regionetzwerks vor allem die skeptischen und kritischen Stimmen. Astrid Hansen von Bündnis 90/Die Grünen wünschte sich, dass das Regionetzwerk das Thema Artensterben mit Klima- und Naturschutz zusammen denke und mit aufnehme. Mölders erklärte, dies sei ein Dilemma. Bis 2040 müssten laut Regionalplan 75.000 neue Wohneinheiten in den Kommunen der Planungsregion geschaffen werden. Daher sei immer eine Abwägung gefragt.
Jürgen Peters von Grün-alternativ schlug in dieselbe Kerbe. „Das Bauen steht im Vordergrund. Die Abwägung führt dazu, dass Naturschutz egal ist.“ Die Prioritäten müssten daher geändert werden. Mölders betonte, dass hohe Umweltstandards festgelegt würden, diese seien auch in Kalverdonk eingeflossen. „Es gibt immer einen Kompromiss.“ Dabei gehe es darum, zu ermutigen, die Qualität auch durchzuhalten.
Nicole Niederdellmann-Siemes von der SPD führt an, dass das Thema Taktverdichtung bei der U76 „nicht so gut gelaufen“ sei und bislang nicht den erwünschten Erfolg habe. Für die Umsetzung gab es noch keine Einigung in Finanzierungsfragen mit der Rheinbahn. „Das Thema ist sehr präsent und steht auf der Agenda“, erklärte Ursula Mölders. Welche Projekte das Regionetzwerk denn in Meerbusch angestoßen habe, wollte Harald von Canstein von der CDU wissen. Neben Kalverdonk, der Taktverdichtung der K-Bahn und der U81 gehe es auch um allgemeine Themen, perspektivisch auch neue Projekte, so die Geschäftsführerin des Regionetzwerks.
Rückhalt gibt es dagegen von der Stadtverwaltung. „Wir arbeiten themenbezogen, beispielsweise zum Starkregen“, erklärte Isabel Briese, Fachbereichsleiterin der Stadtplanung in Meerbusch. Sie erhalte im Regionetzwerk konkrete Arbeitshilfe. „Das ist ein unheimlicher Mehrwert für uns und das betrifft alle Projekte.“ Briese wies darauf hin, dass die jährlichen Mittel in Höhe von 15.000 Euro für die nächsten fünf Jahre eingeplant seien. „Ich denke, dass das Regionetzwerk von der Neuorganisation profitiert hat.“
Die Fragen der Politiker wiesen aber in eine andere Richtung. „Wo ist die aktive Rolle? Treiben Sie aktiv Dinge voran?“, fragte Andreas Wagner von Die Fraktion. Ursula Mölders erklärte: „Wir organisieren und moderieren, etwa bei Beigeordnetenkonferenzen, laden unterschiedliche Experten mit fachlichem Know-how ein. Das kann man auch selber machen, aber ich glaube nicht, dass es stattfinden würde. Wir sind die Klammer und geben hier Impulse.“