Stadt und Initiative empört über Kriterien für Konverterstandort
Abstand zur Wohnbebauung hat für Netzbetreiber Amprion keine Priorität.
Meerbusch. Bürgermeister Dieter Spindler ist verärgert: „Was Amprion hier vorlegt, ist völlig inakzeptabel.“ Der Anlass seines Ärgers: Im Planungs- und Umweltausschuss des Rhein-Kreises Neuss stellte der Netzbetreiber Amprion am Dienstagabend seinen „finalen Kriterienkatalog“ für den Standort des geplanten Stromkonverters vor. Vertreter der Meerbuscher Stadtverwaltung und der Initiativen gegen den Konverter waren gespannt dabei.
Der Hintergrund: Im Dezember vergangenen Jahres hatte es einen Workshop Amprions mit Fachleuten aller möglicherweise betroffenen Kommunen der Region gegeben. Ergebnis des Treffens war ein eindeutiges Signal der Städte an Amprion: Bei der Suche nach einem Konverterstandort sei der Schutz der Menschen absolut vorrangig zu sehen. Deshalb solle der Konverter nur dort gebaut werden, wo möglichst wenige Menschen im Umkreis wohnen. Dieser Forderung der Stadt Meerbusch hatten alle Kommunen zugestimmt.
Ausgerechnet dieses Kriterium ist im nun vorgelegten „finalen Kriterienkatalog“ entscheidend abgeschwächt worden: Der Mindestabstand der Konverteranlage zur nächsten Wohnbebauung soll nach den Vorstellungen Amprions jetzt nur noch 200 Meter betragen. Entgegen der Auffassung der Städte erklärte Amprion lapidar, dass die Anzahl der in der Nähe des Standorts lebenden Menschen ohnehin „schwer zu erheben“ sei und außerdem „keine ausreichende Bewertungsgrundlage“ darstelle.
„Damit darf sich jeder, der an unserem jüngsten Treffen teilgenommen hat, gelinde gesagt auf den Arm genommen fühlen“, erklärt Heiko Bechert, der als Leiter des Fachbereichs Umwelt der Stadtverwaltung gemeinsam mit Bürgermeister Spindler an dem Gespräch teilgenommen hatte. Gerade die Nähe des Konverters zu den nächsten Siedlungen sei es, die den Menschen Angst mache. Diese Angst werde von Amprion leichtfertig ignoriert.
Für weitere Verärgerung sorgt die Versicherung Amprions, der Kriterienkatalog, der die Grundlage für das weitere Verfahren bilden soll, sei mit der Bundesnetzagentur abgestimmt.
Jetzt, so Dieter Spindler, habe der Netzbetreiber selbst weiteres Misstrauen geschürt. „Mit dieser Vorgehensweise, mit der Amprion schon in Bayern Riesenprobleme hatte, behindert der Netzbetreiber selbst die Umsetzung der Energiewende.“
Auch die Initiative gegen den Doppelkonverter reagiert „stinksauer und wütend“, wie es Norma Köser-Voitz und Kirsten Danes formulieren. Fassungslos mache die Tatsache, dass Amprion das Kriterium des Abstands zur Wohnbebauung und damit das Hauptanliegen aller beteiligten Kommunen im Kriterienkatalog unter „ferner liefen“ ansiedele. Nicht weniger kritisch: der Hinweis von Amprion, dass selbst der 200-Meter-Abstand auf freiwilliger Basis bestehe. „Der sachliche Dialog, den wir als Initiative führen möchten, wurde von Amprion konterkariert“, urteilen Köser-Voitz und Danes.