Ein Café für Jugendliche aus allen Stadtteilen
Gespräch über die Zukunft des Juca mit dem neuen Leiter Kossian.
Osterath. Mitte Dezember wurde das Jugendcafé Juca in Osterath auf dem Gelände der Alten Seilerei eröffnet. Es soll eine Anlaufstelle für Jugendliche aus allen Meerbuscher Stadtteilen sein. Der neue Leiter, Sascha Kossian (26), ist von Anfang an dabei. Wir sprachen mit ihm und Andreas Harms, dem Geschäftsführer des OBV Meerbusch, der den Jugendtreff betreibt, über die Erfahrungen der ersten Monate.
WZ: Herr Kossian, Sie sind von Anfang an dabei, richtig?
Sascha Kossian: Ja, ich habe schon mit renoviert und die Möbel aufgebaut. Das ist mein Baby hier. Es macht Spaß, etwas von Anfang an mitzugestalten.
Andreas Harms: Das gilt für das ganze Team. Im Kopf hat man hier ganz viele kleine Unternehmer, die sagen: Das ist unser Ding. Alle denken mit. Das kann auch bedeuten, dass man morgens um 6 Uhr oder nachts um 1 Uhr eine SMS bekommt.
WZ: Wer besucht das Juca?
Harms: Angefangen von den Zwölfjährigen bis hin zu den Jugendlichen Anfang 20. Das ist fast schon ein schöner Schichtbetrieb: Bei der Disco am Freitagabend kommen die 13- bis 14-Jährigen um 19 Uhr. Gegen 21.30 Uhr beginnt der Austausch: Die Jüngeren gehen, die älteren kommen ab etwa 22 Uhr. Um Mitternacht sind dann die 18- bis 20-Jährigen da. Die Jugendlichen ab 14 Jahren dürfen vom Gesetz her zwar auch bis Mitternacht bleiben, aber das erlauben viele Eltern nicht.
Kossian: Es kommen auch einzelne, aber die Zahl der Stammgäste steigt langsam. Viele wollen auch mithelfen. Sie schleppen Stühle, rücken Tische, übernehmen die Garderobe. Andere haben sich erkundigt, ob sie als DJ auftreten können. Die Interaktion zwischen den Jugendlichen und dem Team wird stärker.
WZ: Woher kommen die Jugendlichen?
Harms: Zum größten Teil aus Osterath, dann aus Lank und die drittstärkste Gruppe aus Büderich. Die Büdericher kommen aber oft nur ein- bis zweimal, weil der letzte Bus zurück hier um 21.20 Uhr abfährt. Danach müssten sie bis zur K-Bahnhaltestelle Hoterheide gehen, das ist weit.
WZ: Ist die Verbindung nach Lank besser?
Harms: Ja, der letzte Bus fährt um 23.30 Uhr. Aber auch da hatten wir schon Beschwerden, weil knapp 20 Jugendlichen an der Bushaltestelle standen, und dann nur der kleine Gather-Transporter kam. Sechs Plätze — der Rest kam nicht mit.
WZ: Soll sich das ändern?
Harms: Ja, das wäre schön. Wichtig wären freitags und samstags ein größerer Bus Richtung Lank und zumindest einmal stündlich noch spätere Verbindungen Richtung Büderich. Bis Haus Meer würde ja notfalls reichen. Vielleicht kann man da mit der Rheinbahn sprechen.
WZ: Nutzen die Besucher das Juca auch als eine Art Kummerkasten?
Kossian: Das dürfen sie gerne tun, aber zurzeit geschieht das eher nicht. Kinder brauchen länger, um Vertrauen aufzubauen.
Harms: Die meisten kommen hierhin wie in den klassischen Club, um etwas zu trinken und zu quatschen. Personal ist Personal. Die, die häufiger kommen, fangen dann auch an zu reden.
WZ: Was funktioniert besonders gut?
Kossian: Donnerstag ist Mädchenzeit, das ist ein tolles Angebot. Da gibt es antialkoholische Cocktails, Modezeitschriften, Nagellack, alle gucken Germanys next Topmodel, und Rudolfo bietet einen Zumba-Kurs an.
WZ: Haben sich die Öffnungszeiten bewährt?
Harms: Die Öffnungszeiten werden noch angepasst. Wichtig ist, dass die Jugendlichen, selbst wenn samstags beispielsweise Konzert oder Comedy in der Halle 9 stattfinden, das Juca besuchen können, ohne Eintritt zahlen zu müssen. Der Besuch des Juca ist immer kostenlos.
Kossian: Ab sofort werden wir samstags schon ab 15 Uhr öffnen, damit die Jugendlichen über Beamer die Bundesligaspiele verfolgen können.
Harms: Außerdem wollen wir das Juca auch in den Osterferien öffnen.
WZ: Das Konzept sieht vor, dass die Räume auch vermietet werden können. Funktioniert das?
Harms: Es gibt unglaublich viele Anfragen für private Feiern, aber die meisten wollen am Freitag oder Samstag feiern. Samstags sind in der Regel Veranstaltungen, also bleibt nur der Freitag. Da vermieten wir aber nur ans Zielpublikum. Ein 22-Jähriger, der seinen Geburtstag feierte, war der älteste „Mieter“. Sonntags oder an den anderen Wochentagen wäre das aber kein Problem. Es wurde auch schon ein 16. Geburtstag im laufenden Betrieb gefeiert, wo wir dann Getränke, Chips und Flips besorgt haben.
Kossian: Die Zehner der Hauptschule wollen hier vielleicht eine Abschlussparty machen, und Zweitklässler einer Ogata-Gruppe ihr Theaterstück aufführen.
WZ: Haben Sie Wünsche an den Jugendhilfeausschuss, der über die Vertragsverlängerung entscheidet?
Kossian: Wir wollen weitermachen. Und es wird funktionieren.