Tatverdächtiger Sohn muss in U-Haft
Richter erlässt Haftbefehl wegen Totschlags. 17-Jähriger soll seine Mutter erstochen haben.
Meerbusch. Für die tödliche Messerattacke auf eine vierfache Mutter in Lank gibt es noch kein Motiv. Der tatverdächtige Sohn hat im Polizeiverhör wie auch gegenüber dem Haftrichter zu den Vorwürfen geschwiegen. Am Montag beantragte Staatsanwalt Matthias Ridder vor dem Amtsgericht in Neuss gegen den 17-jährigen S. Haftbefehl wegen Totschlags. Dem folgte der Richter. Die Obduktion des Opfers am Sonntag hat bestätigt, dass die 41-Jährige an den vielfachen Stichverletzungen starb, teilte Polizeisprecherin Diane Drawe am Montag mit.
Der Jugendliche soll kurz nach drei Uhr am frühen Sonntagmorgen nach einem heftigen Streit seine Mutter mit dem Messer schwer verletzt haben. Die Frau war im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses an der Straße Eulengrund in Lank gestorben. Die 14-jährige Tochter und Schwester war Augenzeugin der Bluttat und hatte nach der Flucht des Bruders eine Nachbarin alarmiert.
Der 17-Jährige war zu Fuß aus der Wohnung gestürmt, die Polizei konnte ihn nach dem Hinweis eines Passanten am Sonntagmorgen wenige hundert Meter vom Tatort entfernt an der Wittenberger Straße festnehmen. Die Tatwaffe, ein Küchenmesser, wurde in der Wohnung sichergestellt. S. hatte seine Mutter erst vor drei Wochen attackiert und leicht verletzt. Er hatte deswegen ein zehntägiges Hausverbot für die Wohnung erhalten.
In Lank ist die Familie mit afrikanischen Wurzeln seit Jahren gut verankert. Als engagiert und herzlich wird die 41-jährige beschrieben. Sie habe alles versucht, um die konfliktreiche Situation mit ihrem Sohn zu verbessern. Auch der jetzt tatverdächtige Gymnasiast war beliebt, als Mitschüler, Messdiener oder auch Mitglied bei den Pfadfindern.
Nach dem Tod der Mutter stehen die drei jüngeren Geschwister zurzeit ohne Elternteil da. Der Vater wohnt in Düsseldorf, hält sich aber im Ausland auf, Gerüchten zufolge in Liberia. Die Entscheidung, wo die Kinder künftig leben werden, werde natürlich mit dem Vater abgestimmt, betont Stadtsprecher Michael Gorgs am Montag auf Nachfrage. Die Polizei will den Kontakt zu ihm herstellen und hofft, dass er am Donnerstag vor Ort ist.
Sozialpädagoginnen des Jugendamtes haben Kontakt zu den Kindern und der befreundeten Familie, bei der sie erst einmal untergebracht sind. Wie die Perspektive für die Minderjährigen aussehen könnte, deutete sich am Montag an. „Wir sind guter Dinge, dass wir die Kinder langfristig gemeinsam in einer Familie in Meerbusch unterbringen können“, teilt Gorgs mit.