Weizenernte wird 2016 durchschnittlich
Ein feuchter Frühling verhinderte ein besseres Wachstum des Korns. Auch die Ernte wird vom Regen negativ beeinflusst.
Für Hanno Judenau sind der Juli und August die schönste Zeit des Jahres — wenn alles normal läuft. Und das nicht, weil etwa die Sonne scheint und es warm ist oder weil Ferien sind und damit Urlaubszeit. Im Gegenteil, denn der Landwirt aus Lank-Latum fährt in diesen Monaten die Ernte ein und hat eine Menge Arbeit. Oft ist der 51-Jährige von frühmorgens bis spätabends unterwegs. Dennoch sagt er: „Es ist wunderbar, wenn man die Getreide wachsen und reifen sieht und sie dann als Lohn monatelanger Mühen ernten kann. Das ist wirklich erfüllend.“
Allerdings ist die Erntesaison für den Landwirt alljährlich auch eine höchst packende Sache, denn es ist bis zuletzt nicht sicher, ob Wachstum und Ernte tatsächlich auch gelingen. „Die Anspannung ist in diesen Tagen immer riesengroß“, sagt er. „Das Wetter kann schließlich die ganze Ernte vernichten und damit die Arbeit eines ganzen Jahres.“ Gegen Sturm, Hagel und Starkregen ist er versichert. Raps und Gerste sind schon eingefahren, seit ein paar Tagen läuft nun die Ernte des Winterweizens. Hanno Judenau steht in seinem Feld vor seinem Hof und nimmt ein paar Ähren in die Hand. Die Kornausbildung bei den frühen Sorten sei recht schwach, meint er. Er und seine Kollegen hatten von der Weizenernte mehr erwartet. „Die Ernte wird nicht so gut, wie wir das noch im Frühjahr erhofft hatten“, so der dreifache Vater. An einer Ähre demonstriert er das Problem: Die untere Hälfte ist normal, der Rest Schrumpfkorn. „Grund dafür ist vor allem die feuchte Witterung während der Blüte im Frühling, das ist eine wichtige Zeit. Die Sonne fehlte zur Ertragsbildung.“ Er blickt nun hoffnungsvoll auf die späteren, ertragreicheren Sorten.
„Wenn das Wetter mitspielen und es eine längere Trockenperiode geben würde, könnten wir innerhalb von zwei Wochen mit der Ernte fertig sein“, sagt Judenau. Doch aus dieser Hoffnung wurde auch in diesem Jahr nichts. Problematisch waren erneut die kurzen Erntefenster. Kaum waren die Mähdrescher auf dem Acker, mussten sie ihre Arbeit wegen der Regengüsse wieder einstellen. Nur wenige Tage bescherte das Wetter wirklich gute Erntebedingungen. Wenn es gut ist, muss es schnell gehen, damit das Getreide vor dem nächsten Guss eingefahren werden kann. Der Landwirt hofft nach dem Regen in dieser Woche darauf, dass heute die Ernte weitergehen kann. Für Sonntag sind schon wieder Schauer vorausgesagt. „Der Klimawandel macht uns Landwirten arg zu schaffen“, sagt er. „In jedem Jahr gab es zuletzt Extreme: Entweder war es zu nass oder zu trocken.“
Eine dampfige Hitze lag auch am Donnerstag über den Äckern und dem Hof am Latumer Bruch, die Sonne versteckte sich hinter tiefhängenden Regenwolken. Die Erträge seien in diesem Jahr durchschnittlich, meint der Landwirt. Am Mittwoch holte der Lohnunternehmer, der in seinem Auftrag arbeitet, neuneinhalb Tonnen Weizen pro Hektar von seinen Feldern. „Das ist für dieses Jahr mit dem relativ vielen Regen gut, es hätte auch schlechter ausgehen können.“ Immer wieder unterbrechen Regenschauer die Drescharbeiten. So wie in dieser Woche. „Wir müssen dann wieder zwei Tage warten, bis der Weizen trocken ist.“
Getreide kann nicht einfach am ersten trockenen Tag geerntet werden. „Wir müssen den Feuchtigkeitsgrad des Weizens messen“, sagt der Landwirt. Er darf maximal 15 Prozent betragen. „Liegt die Feuchte darüber, würde das Getreide im Silo faulen“, sagt er. Es müsse dann getrocknet werden, und sorge für zusätzliche Trocknungskosten. Liegt die Feuchtigkeit unter den 15 Prozent, ist das bei den Bauern auch nicht so beliebt, denn weniger Feuchtigkeit bedeutet auch weniger Gewicht — und damit weniger Erlös für den Landwirt. Kummer bereitet dem Landwirt aus Lank-Latum auch der Preisverfall. „Momentan erhalten Landwirte für einen Doppelzentner Weizen nur 14 Euro. „Das ist viel zu wenig, um lohnend zu sein“, sagt Judenau. Früher gab es mal 26 Euro pro Doppelzentner, allerdings lag der Preis auch schon bei zehn Euro.