Wieverfastelovend: Jecke Revolution im Rathaus

Wilde Weiber außer Rand und Band: Narren übernehmen das Regiment.

<strong>Rhein-Kreis Neuss. Schunkeln, Lachen, Singen - etwas anderes war gestern in der Dormagener Innenstadt ab 11.11 Uhr nicht mehr möglich: Vor dem Historischen Rathaus tummelten sich gut 1500 Narren der unterschiedlichsten Couleur: Cowboys und Ledermachos, Blumenkinder und Teufelchen, bunte Clowns und strahlende Engel. Mittendrin eine Damenriege, die am Tag der Möhnen in Dormagen seit mehr als sechs Jahren nicht mehr wegzudenken ist. Mit Grauhaarperücke und Nickelbrille, schwarzem Häubchen und Schultertuch lassen die Möhne aus Dormagen und Neuss an diesem Tag nichts aus: statt Kaffeekränzchen gibt es Herrengedeck mit Pflaumenlikör. Die Bühne vor dem Historischen Rathaus war derweil ein Meer aus Farben: blau-weiß, rot-weiß, blau-gelb, fast alle Stadtteile Dormagens hatten ihre Tollitäten zur Übergabe des Rathausschlüssels geschickt. Als überdimensionaler goldener Schlüssel übergab Bürgermeister Heinz "Mephisto" Hilgers für die nächsten Tage die Herrschaft an die närrische Monarchie. Aber auch der Kinderprinz Timo I der KG "Ahl Dormagener Junge" forderte die Schlüsselgewalt: "Wir Kinder müssen an die Macht, denn wir haben die Sonne im Herzen." Um beim Karneval mitmachen zu können, brauche es aber noch mehr, nämlich mehr Taschengeld, tolerante Lehrer und natürlich Oma und Opa. Prinz Uwe I erinnerte bei seiner Rede auf dem Rathausbalkon an die Handball-Weltmeisterschaft. "Die Handballer vom TSV sind klasse, doch was ist gegen diese jecke Masse?", fragte er die jubelnde Menge vor dem Rathaus. Die gleiche Begeisterung, die während der Fußball- und Handball-WM geherrscht habe, wünsche er sich auch für den Höhepunkt dieser Karnevalssession: "Wir wollen Weltmeister der Herzen werden!" Bis in den Nachmittag hinein herrschte auf dem Rathausvorplatz Ausnahmezustand. Eine Tausendschaft von jecken Narren feierte die Prinzenpaare der Stadtteile, ließ sich von den Vorführungen der Tanzgarden begeistern und schunkelte bei den Lieder der Tambourkorps mit. Zum Abschluss spielten die "Juhr-Broicher" Stimmungs- und Mitsinglieder.

Egal ob Mann, ob Frau - dreimal Kaarst Helau :-)

Aus Kaarst berichtet Mario Fuchs:

Es war ein kurzer, vergeblicher Kampf, den Bürgermeister Franz-Josef Moormann mit seinen getreuen Mitarbeitern, unter ihnen Matthias Kluth und Heinrich Leßmann, führte. Bereits nach drei Minuten war alles entschieden: Die Möhnen, allen voran Ursula Busmann, eroberten den begehrten Schlüssel des Rathauses.

Bereits weit vor der magischen Uhrzeit 11.11 Uhr kamen die ersten Narren ins Rathaus. Bei fetziger Musik der Band "Musik-Zentrum-Kaarst.de" sangen und schunkelten sich die Bürger in Stimmung.

Nach dem traditionellen Empfang der Stadt für die Kaarster Karnevalsvereine ließ sich die närrische Machtübernahme nicht mehr aufhalten. Die Narrengarde Blau und Gold, die Büttgener Kappes Klompe, Club Carolus mit Elferrat und die 5 Aape waren angetreten, um gemeinsam mit den Möhnen das närrische Zepter zu übernehmen.

"Das Geld ist verteilt", rief Franz-Josef Moormann laut und die Narren stimmten ein: "Holladihi, Holladiho. - Ob Mann ob Frau, Kaarst Helau" Für die Damen der Karnevalsvereine hielt Moormann eine Überraschung bereit, er verteilte elf weiße Rosen.