14-Jähriger stiehlt Bus und fährt über die Autobahn von Dormagen bis Gleuel

Die Polizei nahm nach dem Hinweis eines verwunderten Autofahrers die Verfolgung auf der A 57 und A 1 auf — bis der Junge aufgab.

Foto: Rosenbaum

Dormagen. Der Autofahrer, der gestern gegen 9.20 Uhr mit seinem Wagen auf der A 57 bei Chorweiler unterwegs war, traute seinen Augen kaum. Am Steuer des großen Gelenkbusses, der sich merkwürdig unsicher durch den Verkehr bewegte, saß ein Junge. Der Autofahrer informierte umgehend die Polizei. Die nahm die Verfolgung des Busses auf, die über das Kreuz Köln-Nord und weiter über die A 1 führte und erst in Gleuel bei Hürth endete: Dort stoppte der Junge, der vorher auf Haltesignale nicht reagiert, sondern weiter Gas gegeben hatte, und gab auf.

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Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen 14 Jahre alten Schüler, der den Bus kurz zuvor im Dormagener Ortsteil Hackenbroich entwendet hatte — von einem Fahrer des Unternehmens Taxi Hillmann, der den Bus dort abgestellt hatte. Inhaber Kai-Uwe Harth, der nach eigenen Angaben erst von der Polizei vom Diebstahl des Busses erfahren hatte, zeigte sich gestern Nachmittag vor allem erleichtert. „Ich bin wahnsinnig glücklich, dass nicht mehr passiert ist. Mit dem kleinen Schaden am Außenspiegel des Busses können wir gut leben“, sagte der Busunternehmer.

Tatsächlich kommt es einem Wunder gleich, dass die Spritztour des 14-Jährigen über zwei vielbefahrene Autobahnen so glimpflich und ohne Verletzte ablief. Im Raum steht die Frage, wie der Junge den Bus überhaupt starten konnte. Mit dem Umdrehen des Zündschlüssels allein sei das jedenfalls nicht getan, bestätigte Kai-Uwe Harth: Vielmehr seien mehrere Handgriffe nötig, um den Bus in Bewegung zu setzen.

Kai-Uwe Harth, Busunternehmer

Spekulationen, ob der 14-Jährige seine Kenntnisse aus einem der Busbegleiter-Seminare hat, die Hillmann für örtliche Schulen anbietet und bei denen die Teilnehmer unter Aufsicht auch mal am Steuer eines großen Busses Platz nehmen dürfen, erhärteten sich gestern nicht. Ein Namensabgleich mit Seminarteilnehmern habe jedenfalls keine entsprechenden Erkenntnisse ergeben, sagte Harth auf Nachfrage.

Verwundert zeigte sich der Unternehmer über die Darstellung der Polizei, nach der der Junge den Schlüssel zum Bus von seinem Stiefvater gestohlen hatte — angeblich nach einem Streit. Harth hält das nach eigener Aussage für eine „Räuberpistole“: Soweit er wisse, habe sein Fahrer zwar einen Sohn und eine Tochter, aber kein Stiefkind. Und das Alter der leiblichen Nachkommen seines Angestellten stimme auch nicht mit dem des 14-Jährigen überein. Die Polizei blieb jedoch auf erneute Nachfrage bei ihrer Darstellung.

Seinem Angestellten, der den Bus in Hackenbroich abgestellt hatte und dem der Schlüssel nach Angaben der Polizei von dem 14-Jährigen entwendet worden war, machte Harth keinen Vorwurf. „Meiner Ansicht nach hat der Fahrer nichts verkehrt gemacht“, sagte Harth. Konsequenzen müsse der Fahrer jedenfalls nicht befürchten.

Den 14-Jährigen hingegen erwarte nun ein Strafverfahren, teilte die Polizei mit.