Bundeswehrsoldaten helfen bei Registrierung von Flüchtlingen
Sie lösen die Helfer des THW ab, die hunderte Stunden ehrenamtlich im Einsatz waren.
Grevenbroich. Der Krisenstab des Rhein-Kreises Neuss um Kreisdirektor Dirk Brügge wird jetzt in der Flüchtlings-Notunterkunft am Berufsbildungszentrum von der Bundeswehr unterstützt. Insgesamt 14 Soldaten haben ab jetzt Bereitschaft und sollen bei der Erstregistrierung der Neuankömmlinge helfen. Die Unterstützungs-Aktion des Taktischen Luftwaffengeschwaders aus Nörvenich (Kreis Düren) soll noch bis Ende des Monats laufen. Der Kreis erwägt bereits einen Antrag auf Verlängerung.
Die Soldaten nehmen mit Hilfe von Dolmetschern die wichtigsten Daten der Flüchtlinge auf. „Zum Beispiel Namen, Geburtsdatum und Herkunftsland. Außerdem machen wir ein Foto und weisen jedem Menschen eine Identifikationsnummer zu“, erklärt Kontingentführer Hans Holzmann von der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums. „Wir lösen damit das Technische Hilfswerk ab.“
Der Stabsfeldwebel hat bereits in der zentralen Ankunftsstelle am Flughafen Köln/Bonn Erfahrungen in der Flüchtlingsregistrierung gesammelt und weist jetzt die Soldaten in Grevenbroich in die Arbeit ein, die das Technische Hilfswerk (THW) seit dem 12. September ehrenamtlich geleistet hatte.
Die freiwilligen Helfer stießen jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen. „Wir haben insgesamt 1439 Helfer-Stunden geleistet“, erklärt THW-Orts- und Kreisbeauftragter Jürgen Diekmann. „Bis zu drei Mal pro Woche waren jeweils elf unserer Mitglieder vor Ort. Das kann den Arbeitgebern der Helfer auf Dauer nicht zugemutet werden.“ Denn in den vergangenen Wochen erreichten Flüchtlinge teilweise erst am späten Abend oder nachts die Erstaufnahme-Einrichtung — die Ehrenamtler waren entsprechend lange dort beschäftigt.
Die THW-Ortsgruppe Grevenbroich hatte zunächst beim Aufbau der Unterkunft in der Turnhalle am Bildungszentrum geholfen und die Außenbeleuchtung installiert, ehe sie den Kreis bei der Registrierung unterstützte. Diekmann spricht von einer „vorbildlich organisierten Erstaufnahmestelle“.
Bis zu 300 Menschen können in der Sporthalle untergebracht werden. Alle paar Tage fahren Reisebusse mit neuen Flüchtlingen vor — so auch am Montagabend. Für die meisten ist Grevenbroich nur eine Zwischenstation. „Sie kommen in Bussen an, werden von Ärzten auf Krankheiten untersucht und dann registriert. Nach wenigen Tagen werden sie weiterverteilt“, erklärt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Rund 3000 Flüchtlinge wurden so in den vergangenen Wochen „durchgeschleust“.
Am Montagmorgen waren etwas mehr als 300 Menschen weiterverteilt worden, am Abend kamen bereits 166 neue Flüchtlinge an, darunter auch schwangere Frauen und Familien mit kleinen Kindern. „Die Busse sind am Flughafen Münster/Osnabrück losgefahren. Aber woher die Flüchtlinge genau kommen, wissen wir nie. Sie sprechen arabisch“, erzählte der stellvertretende Flüchtlingsbeauftragte Jürgen Brings.
Er koordiniert die Erstaufnahme-Aktionen mit und versucht, Ordnung ins Chaos zu bringen. „Oft wissen wir nicht, wann genau die ersten Flüchtlinge eintreffen und wie viele es sind“, berichtet er. Einmal seien von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg vier Busse angekündigt worden, aber keiner kam.