200 Halsbandsittiche gibt’s in Neuss
Deren Anblick erfreut Spaziergänger. Andere ärgern sich über das Kreischen der Vögel, die in Konkurrenz zu heimischen Tieren stehen.
Neuss. Viel exotischer und schöner geht es für einen Vogel eigentlich nicht. Zumindest nicht in hiesigen Breiten. So ein Halsbandsittich löst beim Spaziergang im Park ein verzücktes „Oh, wie süß“ oder wahlweise auch einen „Oh, wie schön“-Ausruf aus. Um die Jahrtausendwende haben sich die grün gefiederten Prachtexemplare in Neuss und Umgebung angesiedelt. Seither vermehren sie sich stetig.
Auf mehr als 200 Exemplare schätzt die Biologin Susanne Wiertz-Kirchberg vom Neusser Umweltamt die Population inzwischen. Auch wenn die Halsbandsittiche sich in der Quirinus-Stadt so schön eingenistet haben, gilt: Sie sind Pendler. „Viele von ihnen schlafen meist in Düsseldorf und kommen dann tagsüber nach Neuss“, sagt Wiertz-Kirchberg. In Neuss nimmt man’s gelassen und erfreut sich beim Spaziergang an den gefiederten Tagestouristen — meistens jedenfalls.
Denn die Vögel können durchaus ein Problem darstellen. Die Tiere finden ausreichend Nahrung in Form von Obst, Beeren und Blüten und werden zum Beispiel für Hohltauben zu Konkurrenten. Auch bei der Suche nach Nistplätzen gibt es Reibungspunkte mit heimischen Arten.
Daher sollten sich die Halsbandsittiche in den hiesigen Breiten nicht ausufernd vermehren. „Anfüttern wäre der falsche Weg“, sagt Wiertz-Kirchberg. Sie verweist auf das für öffentliche Flächen in Neuss geltende Fütterungsverbot. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) setzte die Tiere bereits auf die Liste der als „potenziell invasive Arten“ eingestuften Vögel. Experten beobachten ihre Entwicklung schon länger — und ob der Halsbandsittich eine Gefährdung für heimische Arten darstellt.
Ursprünglich ist der Halsbandsittich in den Savannengebieten Afrikas und auf dem indischen Subkontinent heimisch. In einigen Großstädten Indiens sind Halsbandsittiche laut BfN sogar so zahlreich, dass sie — vergleichbar mit den Straßentauben in Europa — das tägliche Straßenbild bestimmen. Auch in Europa haben sich die Tiere längst verbreitet, hierzulande haben sie sich vor allem am Rhein und in Süddeutschland eingerichtet.
In Neuss sind die Halsbandsittiche laut Susanne Wiertz-Kirchberg um die Jahrtausendwende in Erscheinung getreten. Vor allem im Rosengarten fühlen sich die Papageienvögel rundum wohl. Immer wieder verzückt das Bild Spaziergänger — oder ärgert Anwohner, weil die Tiere Exkremente auf ihren Balkonen hinterlassen. Und, weil sie ziemlich laut werden können. Es ist kein Vogelsingsang, der betört, sondern eher ein unschönes Kreischen.