Wilder Müll belastet die Wälder

In Grevenbroich wurden im Jahr 2015 insgesamt 50 Tonnen Unrat in der Natur abgeladen.

Grevenbroich. Weil immer mehr Haus- und Sondermüll in den Abfallbehältern landete, wurden im Herbst 2014 probeweise 15 Papierkörbe aus dem Stadtwald entfernt. Gut möglich, dass weitere folgen werden, denn das Projekt hat sich bewährt. „Das Volumen der Abfälle, die im Forst jährlich anfallen, hat sich von 2014 auf 2015 etwa um die Hälfte reduziert“, sagt Dezernent Claus Ropertz. Das habe der Stadt rund 1500 Euro an Deponiekosten erspart.

ClausRopertz, Dezernent

Da die wöchentlichen Leerungen entfielen, konnten die Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe mehr Zeit in die Pflege des Stadtforstes investieren — immerhin 80 Stunden im Jahr. Mehr Hausmüll sei nach dem Abbau der Papierkörbe nicht im Wald entdeckt worden — im Gegenteil. Der Dezernent wird dem Umweltausschuss heute Abend empfehlen, die entfernten Abfallbehälter nicht wieder aufstellen zu lassen. Also alles gut? Nicht wirklich. Obwohl weniger Hausmüll im Stadtforst entsorgt wurde, landeten dort umso mehr Sperrgut, Bauschutt und Grünabfälle. „Insbesondere an Waldparkplätzen und Wegen, die nicht durch Sperren gesichert sind, wurde häufig wilder Müll abgekippt“, sagt Claus Ropertz. In der Regel handele es sich dabei nicht um Kleinabfälle, sondern um Ablagerungen größeren Umfangs, „die mit Fahrzeugen dort hingebracht werden“. Zu den jüngsten Fällen zählen große Mengen an Hausrat, der auf der Vollrather Höhe landete — unmittelbar unter dem grün-weißen Naturschutzgebiet-Schild. Im Fall der asbesthaltigen Dachabdeckungen, die jetzt am strategischen Bahndamm in der Nähe von Neukirchen entsorgt wurden, hat die Stadt sogar Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

Der wilde Müll hat sich längst zu einem echten Problem entwickelt, bestätigt Rathaussprecherin Ines Hammelstein — vor allem zu einem finanziellen. Denn 2015 hat sich die abgekippte Menge gegenüber den Vorjahren verdoppelt. Mussten zwischen 2012 und 2014 jährlich 21 bis 25 Tonnen wilder Müll entsorgt werden, waren es im vergangenen Jahr schon 50 Tonnen. Mehr als 33 600 Euro mussten 2015 für die Entsorgung des in der Landschaft abgekippten Unrats gezahlt werden. Hinzu kommen noch die Kosten für den Verwaltungsaufwand.

„Das alles fließt in die Berechnung der Abfallgebühren ein, die von allen Bürgern gezahlt werden“, sagt Ines Hammelstein. Die Gebühren konnten zwar für 2016 stabil gehalten — „allerdings auch nicht gesenkt werden“, wie die Rathaussprecherin hinzufügt. Die Verursacher der wilden Müllkippen könnten nur in den seltensten Fällen ermittelt und anschließend zur Kasse gebeten werden. Zwar werde der abgekippte Müll stets auf mögliche Hinweise untersucht. Doch es komme nicht allzu häufig vor, dass sich daran konkrete Hinweise auf den Umweltsünder finden ließen.

Warum so viel wilder Müll abgekippt wird, ist unklar. „An unserem Abfallsystem kann es nicht liegen. Der Müll wird kostenlos oder für kleines Geld direkt an der Haustüre abgeholt — bequemer geht es nicht“, meint Hammelstein. Dass sich dennoch Zeitgenossen die Mühe machen, ihren Unrat in den Kofferraum zu laden, um ihn in der Natur zu entsorgen, sei ihr ein Rätsel.