Am Museum sind Grabungen nötig

Entscheidet sich die Politik für einen Anbau, müssen Archäologen auf der Suche nach Turmresten tätig werden.

Neuss. An den Auflagen der Bodendenkmalpflege wird der derzeit diskutierte Museumsanbau nicht scheitern. So weit legt sich Planungsdezernent Christoph Hölters fest, bevor für die archäologischen Suchgrabungen auch nur ein Spaten ins Erdreich gestochen wurde. Aber er sagt auch: Es werde sicher nicht so gebaut, wie die vorliegenden Entwürfe das zu vermitteln suchen. Der Denkmalschutz werde die Pläne verändern.

Von Anfang an war im Zusammenhang mit der Annahme einer Jugendstilsammlung und dem dafür nötigen Museumsanbau auch über Denkmalfragen zu sprechen. Nach dem jüngsten Erörterungstermin mit dem Landschaftsverband als Oberer Denkmalbehörde liegen der Stadt nun vier Prüfkriterien vor, die Hölters als Leitplanken für künftige Überlegungen versteht. Die Argumentation der Baudenkmalpflege mit dem „städtebaulichen Abschluss der Bebauung am Obertor“, also der oberirdischen Betonung der mittelalterlichen Stadtkante, scheint dabei noch am wenigsten geeignet, ihm den Schlaf zu rauben. Es scheint ihm doktrinär, so Hölters, mit einer Linie zu argumentieren, die auf der anderen Seite des Obertores schon durchbrochen ist.

Vorrangig geht es daher wohl um Fragen, die sich aus der Lage des geplanten Anbaus über der geschleiften mittelalterlichen Stadtbefestigung ergeben. Um diese zu klären, sind drei, im Falle der großen Lösung für den Museumsanbau sogar vier Suchgrabungen vorzunehmen. Die Ausschreibung dieser Arbeiten werde gerade mit den Denkmalpflegern abgestimmt, sagt Hölters, damit man sie im Fall einer Annahme der Schenkung gleich auf den Weg bringen kann.

Was bisher an Unterlagen zum Museumsanbau vorliegt, ist seit gestern gebündelt auf der Internetseite der Stadt nachlesbar. Bürgermeister Reiner Breuer hat in dem Punkt Wort gehalten und die Dokumente veröffentlicht, damit die Diskussion für alle Interessierten nachvollziehbar(er) wird. In diesen Unterlagen sind auch Pläne über das zu finden, was die Archäologen unter der Grasnarbe zu finden hoffen.

Auf der Basis der Stadtansicht von Hogenberg aus dem Jahr 1586 und dem Urkataster von 1811 wurde dazu der Verlauf der Stadtmauer nachgezeichnet. Fixpunkte waren das Obertor und der Mühlenturm. An der südwestlichsten Ecke dieser Befestigung nimmt die Archäologie aufgrund dieser Pläne einen Eckturm und — zwischen diesem und dem Obertor — einen (kleineren) Schalenturm an. Auf diese angenommenen Turmstandorte sind die Suchgrabungen ausgerichtet, bei denen fünf Meter tiefe und zehn Meter breite „Schneisen“ entstehen. Einfachere Verfahren — etwa mit Radartechnologie — scheiden auf dem Terrain aus. „Wir werden sicher auf Funde in übereinander liegenden Schichten stoßen“, nennt Hölters den Grund. Er vermutet auch Funde im vorgelagerten Wassergraben der Stadtbefestigung.

Entscheidet sich die Politik für die große Lösung, wird eine vierte Grabung nötig. Mit ihr wird die Bastion der Zitadelle aus dem 17. Jahrhundert untersucht, deren Standort heute der Hügel zwischen Museum und Rosengarten markiert.