Remis hilft Dormagen kaum weiter
Handball-Zweitligist kommt nach kleiner Aufholjagd vor 1227 Zuschauern zu einem 26:26 gegen Hagen. Für den Klassenerhalt ist das aber zu wenig.
Dormagen. Die Dritte Handball-Liga West darf sich in der kommenden Saison wohl auf zwei spielstarke „Neuzugänge“ freuen. Denn nach dem 26:26 (13:14) am Sonntag zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem VfL Eintracht Hagen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass beide Klubs den Abstieg aus der Zweiten Bundesliga kaum noch vermeiden können. So sieht es auch Lars Hepp: „Beide Mannschaften haben sich einen Punkt verdient, der keiner von ihnen weiterhilft“, fasste der Gästetrainer die sechzig überaus dramatischen und durchaus niveauvollen Minuten vor 1227 Zuschauern zusammen.
Die Hagener verdienten sich den Punkt, weil sie mehr Cleverness in die Waagschale zu werfen hatten als die in dieser Hinsicht einfach zu naiven Dormagener. Und weil sie im gerade erst nach längerer Verletzungspause wieder einsatzfähigen Sebastian Schneider einen überragenden Akteur in ihren Reihen hatten, der beinahe aus allen Lagen traf. Sechs der zwölf Gästetreffer nach der Pause gingen auf das Konto des insgesamt neunmal erfolgreichen Rechtshänders. „Ihn haben wir nicht in den Griff bekommen“, gab Dormagens Mannschaftsverantwortlicher Tobias Plaz zu.
Sei’s drum: So ein Mann, der ein Spiel mehr oder weniger alleine entscheiden kann, fehlt dem TSV Bayer bereits in der gesamten Saison. Alexander Feld bemüht sich nach Kräften, und der vom HSV Hamburg gekommene gebürtige Krefelder wird auch immer besser — doch für die „einfachen“ Tore, wie sie Schneider erzielte, reicht seine Durchschlagskraft nicht.
So ein Mann hätte auch in der turbulenten Schlussphase das Blatt zugunsten der Hausherren wenden können, die viereinhalb Minuten vor Schluss beim Stand von 23:25 schon wie die Verlierer aussahen. In Überzahl (Zeitstrafe Tubic) verkürzte Jo-Gerrit Genz auf 24:25 (56. Minute), Max Bettin, der sich erneut nach Anlaufschwierigkeiten steigerte, glich zum 25:25 aus (58.). Jan van Boenigk brachte Hagen noch einmal in Führung (59.), auf der Gegenseite erzielte Sebastian Damm den 26:26-Ausgleich. Da waren noch 75 Sekunden zu spielen.
Hagen reizte danach, wie fast im gesamten zweiten Durchgang, seinen Angriff lange aus. Bei angezeigtem Zeitspiel nahm Hepp 33 Sekunden vor Schluss eine Auszeit und sagte einen „Kempa-Trick“ von Linksaußen Reinarz auf Rechtsaußen Tubic an — doch der gingt in die Hose. Bayer hatte das Spielgerät, Plaz nahm eine Auszeit.
Der Ball sollte in den Laufweg von Max Bettin gespielt werden, stattdessen nahm sich Jo-Gerrit Genz den Wurf — und der wurde prompt geblockt. Simon Ciupinski startete mit dem Ball in Richtung Dormagener Hälfte und wurde von Alexander Feld in Höhe der Mittellinie unsanft gestoppt. Das Schiedsrichter-Duo Lier/Lier entschied auf Zeitstrafe und Freiwurf. „Vielleicht hätten sie auch Rot und Siebenmeter geben können, wer kennt die Regel schon so genau?“, sagte Lars Hepp. Den Freiwurf von Matthias Aschenbroich an der Bayer-Mauer vorbei kratzte Sven Bartmann gerade noch so von der Linie.
Es blieb beim 26:26 — einer gerechten Punkteteilung, die keinem der beiden Kontrahenten im „bescheuertsten Zweitliga-Abstiegskampf aller Zeiten“ (Lars Hepp) wirklich weiterhilft, aber zumindest signalisiert: Aufgegeben hat sich in dieser Liga wirklich noch keiner. „Klar hätten wir mit Ballbesitz in den letzten 20 Sekunden lieber mehr aus diesem Spiel gemacht. Aber die Mannschaft hat gekämpft, die Mannschaft hat gefightet, und das wird sie auch weiter tun“, sagte Plaz.