Arbeiter entdecken Schadstoffe unter Schul-Sportplatz
Am Norbert-Gymnasium wurden Gifte gefunden. Eine Gefahr für Schüler bestand nicht, heißt es.
Knechtsteden. Ende August wird die neue Schulsportanlage wohl fertig sein. „Bei schönem Wetter eher, bei Dauerregen vielleicht etwas später“, sagt Thomas Schütz, Leiter des Kreissportamtes. Wenn dann im September viele Ehrengäste sich zur offiziellen Eröffnung auf der schmucken Anlage des Norbert-Gymnasiums treffen, können sie das beruhigt tun: Der Untergrund wird schadstofffrei sein — ganz anders als das, was die Arbeiter in den vergangenen Wochen abgetragen haben.
Weil so viele Schwermetalle gefunden wurden und speziell beseitigt werden müssen, erhöhen sich die Kosten um 300 000 Euro. Sogar Arsen und das ebenfalls hochgifte Antimon wurden im Boden entdeckt. „Für die Nutzer des Sportplatzes hat nach menschlichem Ermessen keine Gefahr bestanden“, so Schütz. Gleichwohl könnten die Schüler-Generationen, die seit Jahrzehnten die Sportanlage benutzt haben, ein ungutes Gefühl beschleichen, wenn sie den Untersuchungsbericht des Bodens sehen. Bei dem fünf bis zehn Zentimeter dicken oberen Tennenmaterial waren die Prüfwerte, so die Auskunft des Rhein-Kreises als Bauherr der Anlage, nach der Bundes-Bodenschutzverordnung „unproblematisch“. Aber bei den Schwermetallen waren Blei (479 Milligramm auf ein Kilo Tennenmaterial) und zusätzlich Arsen (35,5 mg) auffällig. Die Prüfwerte für Freizeitanlagen liegen bei 1000 mg bzw. 125 mg, die Werte für Kupfer bei 158 mg , für Zink bei 1150 mg. Unter dieser Tennenschicht musste unerwarteterweise auch die darunter liegende Schlacke entsorgt werden. Dort wurden hohe Schadstoffgehalte festgestellt: Arsen 203 mg, Blei 1090 mg, Kupfer 3060 mg und Zink 9010 mg. Bei Arsen ist der Prüfwert (125 mg) überschritten. „Läge eine solche Schlacke frei zugänglich an der Oberfläche, dann gäbe es die Besorgnis, dass dieses Material inhaltiv über die Lunge oder oral über den Mund aufgenommen werden könnte“, so Thomas Schütz. „Allerdings lag die Schlacke durchgängig unter dem Tennenmaterial.“
Als problematisch muss der erhöhte Antimon-Wert angesehen werden, ein chemisches Element, das bei Aufnahme durch den Mund schon bei 200 Milligramm tödlich sein kann. In der Schlacke bedeutete der Wert mit 0,04 mg pro Liter, dass diese Schlacke schon in einer erhöhten Deponieklasse in Neuss-Grefrath entsorgt werden musste. Nach Aussage des Rhein-Kreises wurde der Sportplatz kurz nach dem Zweiten Weltkrieg durch englische Besatzer gebaut. Das Schlackenmaterial stammt wahrscheinlich aus der Zinkhütte Nievenheim. „Antimon-Analysen in Schlacken für den Sportplatzbau waren zu der damaligen Zeit nicht üblich“, so Schütz, „und möglicherweise mit den damaligen Analysemethoden nicht möglich. Ob das Gefährdungspotenzial durch Antimon in einer Schlacke in dieser Zeit bereits bekannt war, darf bezweifelt werden.“ Bei den Bodenuntersuchungen wurden keine Durchmischungen der Tennenauflage und der Schlacke festgestellt. „Die Trennlinie war klar ausgebildet.“ Die Mehrkosten werden sich Rhein-Kreis und Stadt Dormagen teilen müssen.