Stadt weist Kritik an den Kita-Standorten zurück
Der Neubau auf Ascheplatz und Bolzwiese sei alternativlos, sagt der Beigeordnete Stefan Hahn.
Neuss. Nach der Kritik an geplanten neuen Kindergärten — unter anderem auf dem Ascheplatz in Weckhoven und der Bolzwiese am Gymnasium Norf — geht die Stadt in die Offensive. „Wenn wir nicht schnell handeln, gibt es in drei Jahren ein böses Erwachen“, warnte Jugenddezernent Stefan Hahn gestern bei einer Pressekonferenz. „Insbesondere in Weckhoven, wo es seit längerem eine Unterversorgung an Kindertagesbetreuung gibt, drängt die Zeit.“
Die Stadtverwaltung war auf der vergangenen Sitzung des Jugendhilfeausschusses überrascht worden. „Seit vielen Jahren haben wir es zum ersten Mal erlebt, dass die Politiker den nötigen Ausbau der Kindergartenplätze in den verschiedenen Stadtteilen in Zweifel gezogen haben“, sagte Hahn. Dadurch könne die Ausbauplanung nicht so zügig voranschreiten wie erforderlich. „Dabei wecken wir keinen Bedarf, sondern wir decken den Bedarf“, ergänzt Jugendamtsleiter Markus Hübner.
Allein in den letzten zwei Jahren sei die Zahl der Kinder unter drei Jahren durch Geburten sowie durch Zuzüge von jungen Familien in den Neubaugebieten um rund 220 gestiegen. „Es gibt keinerlei Veranlassung, beim Tempo der Ausbauplanung nachzulassen“, sagt Hahn. Die könne aber nur auf städtischen Grundstücken erfolgen, auf denen das nötige Baurecht bestehe.
Nachdem im April noch 300 Absagen verschickt worden seien, habe man jetzt alle angemeldeten Kinder versorgen können. Doch sei davon auszugehen, dass der Betreuungsbedarf insbesondere von Unter-Dreijährigen zunehme. So rechnet der Jugenddezernent in den nächsten Jahren mit Kostensteigerungen von zwei bis vier Millionen Euro pro Jahr — nicht eingerechnet die möglicherweise nötigen Plätze für Flüchtlingskinder.
Während Anwohner und Politiker in Weckhoven und Norf nicht ihre Sportplätze für einen Kindergartenneubau hergeben wollen — unter anderem Michael Klinkicht (Grüne) hat angekündigt, um den letzten Bolzplatz in Norf kämpfen zu wollen —, kann sich das Jugendamt den Gegenwind in Reuschenberg und Erfttal nicht erklären.
In Reuschenberg gebe es bislang zahlreiche mobile Eltern, die ihre Kleinkinder in Kindergärten in andere Stadtteile bringen, berichtet Ann Christin Kaup vom Jugendamt. „Dort sehen wir — wie in Norf — einen großen Generationswechsel auf uns zukommen.“ Und in Erfttal seien schon in den vergangenen Jahren die Plätze knapp gewesen. „Möglicherweise befürchten einige Anwohner — zu Unrecht —, dass ihre Grundstücke an Wert verlieren, wenn sie neben einem Kindergarten liegen“, vermutet Hahn.
Rechtzeitige Planung sei wichtig. „In Allerheiligen hat es jetzt fast zehn Jahre gedauert, bis die nötigen Kindergartenplätze da sind“, berichtet Hahn. Dies wolle man woanders verhindern. „Denn kurzfristig mit Provisorien Plätze zu schaffen, ist immer die teuerste Lösung.“ Ziel sei es, den Bedarf mit Festbauten zu decken. „Eventuell bleiben am Anfang einige Plätze frei, weil wir nun mal keine halben Kitas bauen können“, sagt Hübner.