Aus Paris: Picasso fürs Neusser Museum

Private Leihgeber schicken selten gezeigte Grafiken und Fotos. Die Schau startet am 16. November.

Neuss. Die Wände sind nackt, und was aussieht wie braun, ist tatsächlich anthrazit. Ideal für das, was ab 16. November den Museumsgästen präsentiert wird, meint Ute Husmeier-Schirlitz: Mehr als 100 Grafiken von Pablo Picasso, die über Jahrzehnte das Selbstverständnis des Künstlers dokumentieren, ergänzt durch 50 teils kaum öffentlich gezeigter Fotos von Edward Quinn, Dora Maar und Douglas Duncan aus Picassos Atelier.

Am Boden der Ausstellungsräume in der 2.Etage des Clemens-Sels-Museums stehen sorgsam verpackte Exponate. Leihgaben aus Paris von zwei Privatsammlern sind angekommen.

Uta Husmeier-Schirlitz, Kuratorin der Picasso-Schau und designierte Museumsleiterin, packt aus. Etwa den Maler mit Narrenkappe beim Portraitieren seines Modells.

"Wirklich exquisite Werke" sind aus Paris an die Ober-straße geschickt worden: Blätter, die nach dem "bon à tirer" ("so soll es werden") des Künstlers noch vor der eigentlichen Auflage gedruckt wurden: je Radierplatte nur zwei, drei Exemplare, die sich durch eine ganz besondere Tiefe ausweisen.

Die Wissenschaftlerin, die über Picasso promoviert hat und nun ihre Verbindungen nutzen konnte, ist begeistert. Seit mehr als einem Jahr bereitet sie die Schau vor. "Es wäre doch schön, wenn das die erfolgreichste Ausstellung des Museums überhaupt würde", sagt sie, und: "Picasso ist mein Herzblut."

Schon jetzt kann sie einen Erfolg verbuchen. Bei 100 Anfragen nach Leihgaben hat sie nur vier Absagen erhalten. "Konzept und Umsetzung funktioniert jetzt eins zu eins. Wann gibt es das schon einmal?" Offensichtlich höchst selten. Die Konzeption der Ausstellung habe wohl ihre Wirkung gezeigt, so die Kuratorin: "Es ist eben nicht der zehnte Aufguss einer Picasso-Schau." Das hat offensichtlich auch den Picasso-Sohn Claude bewogen, die Schirmherrschaft zu übernehmen.

Das Konzept überzeugte auch den Fotografen Douglas Duncan, der 92-jährig in Südfrankreich lebt: "Just back from the states, 100 percent okay for your exhibition. Use as you desire", schrieb er auf das Anfragefax aus Neuss: Verfahren Sie nach Ihren Wünschen, ein Freibrief für das Neusser Haus. Douglas Duncan steuert Fotos seiner berühmten Serie "Picasso malt ein Portrait" bei.

Die Grafiken und Fotos stellen in einer wohl bisher nie gezeigten Form die Selbstsicht des Künstlers dar. Pablo Picasso zeigt sich als Maler und Bildhauer mit seinem Modell, thematisiert dabei die Auseinandersetzung mit seinem Tun ebenso wie die Auswirkung (seines) Alterns.

In wenigen Tagen, wenn auch die letzten Exponate aus dem Museum Ludwig und dem Picasso-Museum Münster angekommen sind, beginnt Uta Husmeier-Schirlitz mit dem Hängen der Werke. Sicherlich "mit Herzblut".