Der Neusser Patientenschreck

Die Firma Meisinger stellt Zahnbohrer her und braucht dafür neue Mitarbeiter.

Neuss. Wenn sich das glänzende Instrument surrend dem widerwillig geöffneten Mund nähert und der Bohrkopf aus Titan mit 400 000 Umdrehungen pro Minute auf Hochtouren läuft, steigt die Anspannung im Patientenstuhl. Adrenalin wird ausgeschüttet, womöglich entsteht gar eine Schweißperle auf Stirn.

Nur Burkhard Höchst legt dann ein zufriedenes Lächeln auf. Denn er verdient mit den Bohrern sein Geld. Der 43-Jährige ist Geschäftsführer von Meisinger, das im Gewerbegebiet Uedesheim seine weltweite Zentrale hat. Das Geschäft brummt: Fünf Jahre nach dem Umzug von Düsseldorf in den Neusser Süden will das Unternehmen größer werden. Höchst kündigt an: "Wir werden an der Hansemannstraße die Fläche allein für die Produktion um etwa 55 Prozent erweitern."

Derzeit arbeiten rund 250 Mitarbeiter in Neuss, "mindestens 300" sollen es werden. "Wir suchen ständig neue Leute", so Höchst. Nicht nur Ingenieure und Zahnmedizin-Experten sind gefragt, sondern vor allem "Blaumänner". Da Meisinger die meisten der Maschinen in der Produktionshalle selbst entwickelt und baut, "besetzen wir sämtliche Fertigungstechniken: ob Drehen, Fräsen, Härten oder Schleifen", sagt der Geschäftsführer. In die allgemeine Klage über den Fachkräftemangel will er nicht einstimmen. "Selbst Facharbeiter benötigen für die spezialisierte Arbeit rund sechs Monate Ausbildung."

Bei Meisinger ist im wahrsten Sinne des Wortes Millimeter-Arbeit gefordert. Die Bohrköpfe haben einen Durchmesser von einem halben bis sechs Millimetern. "Das muss auf den Hundertstelmillimeter genau sein", sagt Burkhard Höchst. Auch die Rotation darf höchstens um diesen Wert schlingern - wenn man in dieser Größenordnung davon sprechen kann. Die Genauigkeit der Instrumente wird jährlich vom TÜV und großen Kunden überprüft und zertifiziert.