Kaarst: Spaten als Symbol für Beginn und Bau

Mit dem Grundstein für das neue Rathaus markiert Kaarst zugleich seine neue Stadtmitte. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg.

Kaarst. Wimpel und Orden, Münzen und Würfel, ein Turnschuh und eine Eieruhr, eine fossile Muschel aus der Partnerstadt La Madeleine - heute vor 15 Jahren waren die Kaarster aufgerufen, symbolische Gegenstände für den gläsernen Grundstein mitzubringen. Denn am 4. Juli 1992 wurde ein großes Fest gefeiert: Auf einem Kohlacker sollte Kaarst eine neue Stadtmitte mit Rathaus, Bürgerhaus, Stadtpark samt See, Einkaufszentrum und Wohnhäusern erhalten. Denn eine solche gab es bis dahin nicht: Der Ortskern verlagerte sich in den 50er und 60er Jahren vom Alten Dorf mit dem Neubau der katholischen Pfarrkirche und des Rathauses weiter nach Süden.

Mitte der 70er Jahre hatten Planer noch versucht, in Kaarst drei Stadtteilzentren zu etablieren: Gilde-, Martinus- und Maubiscenter. Anfang der 80er Jahre, als das Rathaus aus allen Nähten platzte, dachte Stadtdirektor Stephan Grüter offen über den Neubau eines Verwaltungsgebäudes nach. Das wurde von den Politiker zunächst noch als unbezahlbar abgetan. Doch damit blieb das Thema im Gespräch.

Erste Planungen und Bedarfsanalysen wurden ab 1986 erstellt, im Juni 1987 wurde der Ausschuss Stadtmitte gegründet. Erste Überlegungen für eine Erweiterung des Alten Rathauses wurden wieder verworfen. Die freie Acker- und Wiesenfläche zwischen Alte Heerstraße, Pestalozzistraße und Girmes-Kreuz-Straße bot sich für eine neue Ortsmitte geradezu an.

Im November 1988 entschied sich eine Jury einstimmig für den Beitrag des renommierten Büros von Professor Erich Schneider-Wessling. Doch der Kölner Architekt musste seine Pläne noch einmal überarbeiten. Denn die Realisierung des neuen Rat- und Bürgerhauses samt Tiefgarage war als "schlüsselfertige Generalunternehmen-Maßnahme" ausgeschrieben worden - mit dem Ergebnis, dass die veranschlagten Kosten von rund 52 Millionen D-Mark die finanziellen Vorstellungen der Stadtmütter und -väter bei weitem übertrafen.

Auf der Streichliste standen die geplante Tiefgarage und die Stadthalle. Zudem wurde auf teure Baumaterialien verzichtet, der Stadtpark etwas kleiner geplant. Die Kosten für Bürger- und Rathaus mit angrenzendem Stadtpark reduzierten sich dadurch auf 37,5 Millionen Mark, die Summe konnte am Ende auch eingehalten werden.

Auch wenn das Rathaus im Juni 1994 feierlich eröffnet wurde, sind die Planungen für eine neue Stadtmitte nicht abgeschlossen: Im April 2005 haben sich Immobilienbesitzer, Händler und Vertreter der Stadt zur Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Kaarst-Mitte zusammengeschlossen. Einen Rahmenplan zur Umgestaltung und Ideen für Aktivitäten und Aktionen zur Innenstadtbelebung sind seitdem entwickelt worden. Erste Investoren haben sich bereits gemeldet. Mitte August führt die ISG die Aktion "Kaarster Kreuz" mit vielen Veranstaltungen an drei Kreuzungsbereichen in der Innenstadt durch.