Dreiste Diebe räumen Kaufhäuser und Lager aus
Polizei schnappt Hehler-Bande. Sie ließ Waren im Wert von 600 000 Euro mitgehen.
Grevenbroich/ Mönchengladbach. Die Polizei ist einer dreisten Hehlerbande aus Mönchengladbach auf die Schliche gekommen. Ein Auslieferungsfahrer (39), zwei Lagerarbeiter und ein Installateur im Alter von 40 bis 54 Jahren haben Kaufhäuser um Waren im Wert von mindestens 600 000 Euro bestohlen. Computer, Flachbildfernseher und DVD-Recorder im Wert von mehr als 300 000 Euro stammen dabei allein aus dem Zentrallager des Discounters Lidl in Grevenbroich.
Die Masche, die im Januar dieses Jahres begann, funktionierte dabei so einfach, dass selbst die Staatsanwaltschaft "äußerst verwundert" reagierte. "Zwei der insgesamt vier gefassten Hauptverdächtigen, die im Zentrallager arbeiteten, ließen dort regelmäßig Waren mitgehen, die sie dann privat zu Geld machten", berichtet Staatsanwalt John Patrick Rieck. Innerhalb kürzester Zeit entstand Lidl so ein Schaden von rund 270 000 Euro.
"Da man sich dort den Verlust nicht erklären konnte, schaltete das Unternehmen ein Detektivbüro ein", so Matthias von Helden, Leiter der eigens gebildeten Ermittlungskommission. Doch die Detektei musste aufgeben - sie kam den Tätern nicht auf die Schliche. Dennoch konnten die Privatermittler der Polizei den Hinweis geben, dass die Täter vermutlich aus Mönchengladbach stammten.
Derweil begnügten sich die zwei Lagerarbeiter nicht mehr damit, die Ware aus der eigenen Firma zu stehlen. Die mutmaßlichen Täter holten einen 39-jährigen Auslieferungsfahrer ins Boot, um größere Diebeszüge zu machen. "Der Mann, der bei einem niederländischen Speditionsunternehmen arbeitete, sollte helfen, Teile der Ware, unmittelbar nachdem er sie in Rotterdam am Hafen in Empfang genommen hatte, verschwinden zu lassen", berichtet von Helden. Der Verdächtige hatte dazu die Seecontainer aus Fernost geöffnet und die Plomben manipuliert. Auf diese Weise konnten die geschädigten Unternehmen nicht feststellen, wo genau die Täter zuschlugen.
Nachdem die Polizei den Tipp der Detektive bekommen hatte, beobachtete sie die Männer eine ganze Weile. Schließlich stoppten sie einen völlig überladenen Kleinlaster mit Waren aus einem der Seecontainer. Den steuerte der 54-jährige Installateur, der den Kleinlaster für jede Tour anmietete, um so die Waren vom Groß-Lkw des Auslieferungsfahrers zu übernehmen.
Mit der Masche habe der Auslieferungsfahrer privat vom kleinen Motorroller auf einen neuen Mercedes und von der Mietwohnung zum schicken Eigenheim umsatteln können. Häuser und Wohnungen der Verdächtigen seien mit Waren des Discounters komplett ausgestattet gewesen. So stießen die Ermittler auf Elektroartikel im Wert von 50 000 Euro und auf 1100 Liter Limonade.
Ein 41-jähriger Arbeiter legte ein umfassendes Geständnis ab. Für Lidl wird es trotz der Aufklärung teuer: Auch wenn das Vermögen der Verdächtigen beschlagnahmt wird, bleibt der Konzern auf einem großen Restschaden sitzen.