Dormagen: Geballtes Fachwissen in Zons

Aus ganz Deutschland und den Niederlanden kamen Sammler und Händler ins Kreismuseum Zons.

Dormagen. 18 Aussteller aus ganz Deutschland fanden sich am Samstag zum Frühlingstreffen der Jugendstilfliesen-Sammler im Kreismuseum Zons ein. Bei den Teilnehmern handelt es sich ausschließlich um private Sammler. Aus den Niederlanden, Hamburg, Hannover oder Stuttgart sind sie gekommen, um ihre Exponate zu zeigen und zu verkaufen.

"Es handelt sich hier um einen absoluten Spezialmarkt", berichttete Angelika Riemann, Leiterin des Kreismuseums. "Hier trifft sich das geballte Fachwissen." Ebenso wie die Aussteller kamen auch die Sammler von überall her.

Fachkundige aus Italien, England oder den Niederlanden waren angereist, um ihre Sammlungen zu vervollständigen oder zu erweitern. Die Interessen waren dabei ganz unterschiedlich gelagert. Der Wert einer Fliese wird anhand verschiedener Kriterien beurteilt. Zustand, Entwerfer und Verarbeitung spielen dabei eine große Rolle.

Die Fliesen können bedruckt, gepresst oder nach der so genannten Schlickermethode hergestellt sein. Dabei handelt es sich um das neben der Handmalerei wohl aufwändigste Verfahren. In Deutschland wurde diese Technik im Vergleich zu England oder Belgien eher seltener angewandt. Fliesen im unteren Preissegment kosten zwischen zehn und 30 Euro, Schlicker-Fliesen sind teilweise bis zu 1000 Euro wert.

Neben passionierten Sammlern fanden auch viele interessierte Laien den Weg nach Zons. Sie nutzen die Fliesen vorwiegend als dekorative Elemente. Die Veranstaltung hat sich mittlerweile etabliert. 200und 300 Besucher kommen jährlich in die Zollfeste. Eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass die Ausstellung nur rund fünf Stunden geöffnet ist. War sie ursprünglich nur als einmalige Angelegenheit gedacht, jährte sie sich mittlerweile zum achten Mal. Sie zählt zu den exklusivsten ihrer Art in Westdeutschland.

Die Jugendstilepoche war nur sehr kurz, von 1896 bis 1904. Vorbild der Künstler war die Natur. Daher zählen Blumen in allen Variationen zu den häufigsten Motiven auf Jugendstilfliesen - mal ausgereift bis ins kleinste Detail, mal abstrahiert, sodass nur noch die äußere Form an die Vorlage erinnert. Professor Rüdiger Martienß stellte seine Sammlung bereits zum dritten Mal in Zons aus. Der Physikprofessor aus Schwarzenbeck sammelt seit fast zwölf Jahren Jugendstilfliesen. Er hat sich vor allem den Stücken von Bernhard Bloch und Julius Dressler verschrieben. Angelika Riemann ist beeindruckt: "Sich so ein enormes Wissen in so kurzer Zeit anzueignen, ist wirklich erstaunlich. Die meisten Sammler mit diesem Kenntnisstand beschäftigen sich seit 30Jahren mit der Materie."