Dormagen. Die Stadt will das Brandschutzniveau in der Stadt anheben. Das erklärte gestern der Erste Beigeordnete, Ulrich Cyprian, als er den neuen Dormagener Brandschutzbedarfsplan vorstellte. Vor allem ein neues Fahrzeugkonzept soll dafür sorgen: Alle Löschfahrzeuge werden so ausgerüstet, dass mit ihnen ein Erstangriff bei Feuer sowie Menschenrettung möglich ist. Innerhalb kürzester Zeit lassen sie sich aber auch mit Spezialmaterial bestücken. Doch der Plan, in dem die Stadt sich selbst Vorgaben für das Niveau ihres Brandschutzes macht, zeigt auch: Wer in dünn besiedelten Gebieten wohnt, kann sich nicht darauf verlassen, dass ihm die Feuerwehr im Brandfall das Leben rettet. Ziel ist, in vier von fünf Fällen 16,5 Minuten nach Ausbruch eines Feuers mit den ersten Wehrleuten vor Ort zu sein. Als im Rauch unrettbar verloren gelten Menschen einer deutschlandweiten Feuerwehr-Arbeitsgruppe zufolge aber bereits nach 17 Minuten - blieben den Rettern also 30 Sekunden, um vom Wagen zu springen, ins Haus zu rennen, Personen zu finden und zu reanimieren. Und schon für den fünften Brandfall geht die Stadt davon aus, dass die Retter ohnehin später als nach 16,5 Minuten eintreffen werden. Damit ließe sich mit Glück gerade mal noch der berüchtigte Flash-Over verhindern.
In diesem Jahr 2,5 Millionen Euro für die Feuerwehr
Dass Städte nicht für jeden Einwohner dasselbe Sicherheitsniveau schaffen und besondere Risiken für Bewohner abgelegener Bereiche in Kauf nehmen, ist in NRW üblich - und schlicht eine Sache des Geldes. 2,5 Millionen Euro wendet Dormagen 2007 für Feuerwehr auf. Finanziert werden damit 63 hauptamtliche und 245 ehrenamtliche Mitarbeiter, der Betrieb von acht Wachen und 40 Fahrzeugen sowie die Anschaffung und Instandhaltung der Ausrüstung. "Wir können nicht für jeden möglichen Brandfall einen Trupp Feuerwehrleute in der Nähe aufstellen", sagt Dormagens Erster Beigeordneter Ulrich Cyprian. Zwar ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Kommunen mit mehr als 25 000 Einwohnern in NRW eine hauptamtliche Wehr einsetzen müssen. Weitgehend selbst überlassen ist ihnen jedoch, für wie große Teile der Bevölkerung sie die Chance auf Lebensrettung garantieren. Um für möglichst viele Dormagener möglichst hohe Sicherheit zu gewährleisten, konzentriert sich der Brandschutz vor allem auf die Innenstadt. Weil dort im Verhältnis zur Fläche die meisten Menschen leben, ist in der City sowohl die Gefahr des Brandausbruchs als auch das Risiko am größten, dass bei einem Feuer jemand zu schaden kommt. Deshalb wird Brandschutz besonders für die Innenstadt groß geschrieben. Dort und in anderen Siedlungsgebieten will die Feuerwehr 13 Minuten nach Brandausbruch - und damit noch rechtzeitig zur Menschenrettung - an der Einsatzstelle sein. Auf der Gefahrenskala folgen der City in absteigender Reihenfolge Nievenheim, Hackenbroich, Zons, Stürzelberg, Delhoven, Straberg und Gohr. In welchen Gebieten wie viele Einwohner vom schlechteren Brandschutz betroffen und wie groß die schwierig erreichbaren Bereiche sind, sagte die Stadtverwaltung gestern nicht. Derzeit werte man noch aus, wie lange die Wehr in der Vergangenheit zu Brandorten gebraucht habe, erklärte die hauptamtliche Feuerwehr-Chefin, Sabine Voss. Sobald die Ergebnisse vorlägen, werde die Verwaltung darüber nachdenken, ob sie den Brandschutz in bestimmten Gebieten verbessern müsse oder ob er sogar zurückgefahren werden könne. Fakt ist: Anders als andere Städte vergleichbarer Größe ist Dormagen mit tagsüber sieben und nachts sechs hauptamtlichen Wehrleuten gut besetzt. Um einen ersten Angriff auf das Feuer vornehmen und Menschen retten zu können, sind allerdings mindestens zehn Wehrleute nötig. "Da kommen wir ohne die ehrenamtlichen Feuerwehrleute einfach nicht aus", sagt Sabine Voss. Um einen Brand letztlich erfolgreich bekämpfen zu können, müssen weitere Kräfte nachrücken - und die stellt komplett die Freiwillige Feuerwehr. "Das macht deutlich", so Cyprian, "dass wir den Brandschutz nur gewährleisten können, wenn die Bürger mitmachen."