WZ: Herr Mietzen, was macht ein erfolgreiches Stadtmarketing aus? Mietzen: Es muss auf jeden Fall allumfassend sein, Stadtplanung ebenso berücksichtigen wie Handel oder Gastronomie. Und es muss natürlich eine Festlegung geben, eine echte Positionierung. WZ: Viele Köche verderben den Brei: Passt dieser alte Spruch auf die derzeitige Stadtmarketing-Lage in Neuss? Mietzen: Ich denke schon. Diese Vielfalt ist gewachsen, und das war früher ja auch mal richtig so. Aber jetzt müssen wir zusammenkommen. Im Grunde wollen wir doch alle dasselbe. WZ: Und das wäre, kurz gesagt? Mietzen: Die Stadt bekannter zu machen. Der Bekanntheitsgrad ist wirklich nicht optimal. WZ: Nun gibt es Ansätze zur Zusammenfassung der Marketingaktivitäten in einer Gesellschaft. Können Sie diese Ansätze skizzieren? Mietzen: Zunächst mal ist es sehr gut, dass der Anstoß dazu aus der Politik kam. Da war das Interesse nicht immer so vorhanden. Es gibt zwei Zielrichtungen. Zum einen geht es darum, die Innenstadtakteure von City-Treff und Einzelhandel, Gastronomie und IHK zusammenzuführen. Da agiert derzeit jeder für sich. Und dann die Bereiche innerhalb der Stadtverwaltung. Als zweites: die inhaltliche Ausrichtung. WZ: Müssen da Externe ran, die Grundlagen für ein Leitbild erarbeiten? Mietzen: Ich glaube, wir haben genug Gutachten. Wir kennen die Stärken und Schwächen, und wir wissen, wohin wir wollen. Jetzt müssen wir selbst an einem Stadtmarketing arbeiten. WZ: Wird über diesem Stadtmarketing einmal ein Slogan stehen? Mietzen: Nein, dazu ist diese Stadt viel zu vielseitig. Was charakteristisch ist, ist sicherlich diese ganz spezielle Mischung aus Bodenständigkeit und Weltoffenheit. Ein früherer Nissan-Geschäftsführer hat mal gesagt: "Eine Großstadt mit dem Charme einer Kleinstadt." WZ: Reicht das aus? Mietzen: Wir sind vielseitig, aber wir müssen eines noch herausstellen: Nämlich, dass die Stadt jung und unterhaltsam ist. Vorher aber muss man in dieser Richtung auch noch einiges am "Produkt Stadt" tun, da gibt es noch ein Manko. Skihalle und Pegelbar zum Beispiel geben die Richtung vor. WZ: Wird die künftige Stadtmarketing-Gesellschaft eine rein städtische Angelegenheit? Mietzen: Rein gesellschaftsrechtlich ja. Wir haben alle potenziellen Mitgesellschafter abgefragt. Aber da war keine Bereitschaft. Nur der Einzelhandelsverband wollte sich mit einer symbolischen Einlage beteiligen. Ich halte aber im Übrigen auch mehr davon, Einzelprojekte mit privater Beteiligung abzuwickeln. Aber es wird natürlich einen Beirat geben, in dem neben der Politik auch der Einzelhandel und andere mit vollem Mitspracherecht sitzen werden. WZ: Wer sollte an der Spitze der Stadtmarketing-Gesellschaft stehen? Mietzen: Jemand, der Ahnung hat, der aus dem Marketing-Bereich kommt. WZ: Also ein Externer? Mietzen: Ich gehe davon aus, dass dieses Potenzial in der Verwaltung nicht vorhanden ist.
Großstadt mit dem Charme einer Kleinstadt
Presseamtsleiter Hans Mietzen über Ziele und Aufgaben einer künftigen Stadtmarketing-Gesellschaft.
06.09.2007
, 00:00 Uhr