Dormagen soll barrierefreier werden
Im Selbstversuch erlebte Bürgermeister Erik Lierenfeld die Hindernisse der Rollstuhlfahrer.
Dormagen. Es gibt ebenerdige Eingänge und Rampen, die jedoch teils zu steil, im Regen zu rutschig oder zu eng sind. Dem Einkaufs-Erlebnis für Gehbehinderte in Dormagen-Mitte sind trotz erkennbarer Bemühungen der Händler Grenzen gesetzt. Das stellte Bürgermeister Erik Lierenfeld nun bei einem Selbstversuch fest:
Erik Lierenfeld, Bürgermeister
Auf Einladung des Seniorenbeirats bewegte sich der 30-Jährige im Rollstuhl sitzend mit eigener Muskelkraft über Kopfsteinpflaster und abfallende Straßen. Das Ergebnis des „Sozial-Experiments“: „Ich habe viel gefunden, das verbessert werden könnte“, erklärte Lierenfeld, der seine „Hochachtung vor allen Rollstuhlfahrern“ ausdrückte.
Daher möchte der Bürgermeister die Einzelhändler motivieren, ihre oft nur durch Stufen zu erreichenden Geschäftszugänge behindertengerechter zu gestalten. „Das werde ich ansprechen und für Verbesserungen werben“, sagt er und empfiehlt den Händlern, selbst im Rollstuhl die Erreichbarkeit ihres Geschäftes auszuprobieren. „Wir werden nach Fördermitteln für barrierefreien Umbau schauen“, verspricht Lierenfeld, der sich auch einen Runden Tisch mit den Händlern zum Thema Barrierefreiheit vorstellen kann.
Denn der Selbstversuch hat dem Bürgermeister ganz plastisch vor Augen geführt, mit welchen Hindernissen und anderen Schwierigkeiten Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, zu kämpfen haben: „Allein schon die schlechtere Sicht auf Schaufenster und Hinweisschilder von unten“, bemerkte Lierenfeld. Ganz zu schweigen von der beschränkten Mobilität: „Völlig unmöglich, hier mit einem Rollstuhl hinunter- oder heraufzukommen“, urteilte der Bürgermeister am bekannten „Knackpunkt“, der steilen Treppe an der Sparkassen-Passage, die die Straße Unter den Hecken mit der Kölner Straße verbindet.
Auch die „Ausweich-Route“ über die nächste Querverbindung „Am Kappesberg“ stellte ihn vor große Kraftanstrengung, trotz der Zickzack-Fahr-Tipps von Ulrike Meckes, die seit vier Jahren im Rollstuhl sitzt. „Das ist Schwerstarbeit — und zu steil und ohne Haltepunkte für Rollstuhlfahrer“, lautete sein Fazit. Gemeinsam mit dem Seniorenbeirat möchte Lierenfeld sich den Kappesberg noch einmal genauer anschauen. „Da wären ein zweites Geländer oder andere Maßnahmen zu diskutieren, die es den Gehbehinderten erleichtern, auf die Kölner Straße zu kommen“, sagte der Seniorenbeirats-Vorsitzende Hans-Peter Preuss.
Seine Stellvertreterin Ute Felske-Wirtz wünscht sich mehr Rücksicht auf Gehbehinderte: „Es ist immer toll, wenn bei Busfahrten der Fahrer oder Mitfahrer nicht nur die Klappe bedienen, sondern den Rollstuhlfahrern auch beim Einsteigen helfen.“ Beim Sozial-Experiment hat das übrigens gut geklappt.
Für Elisabeth Fittgen, Chefin der Sehbehinderten-Selbsthilfe, sollten Schilder größer und Treppenstufen besser gekennzeichnet werden. Zudem: „Wir brauchen mehr Parkplätze mit einem ,G’, auf denen auch Leichtbehinderte parken dürfen.“