Palmen will fünfzügige Gesamtschule

Die Gesamtschule Büttgen steht derzeit im Fokus der Kaarster Politik. Die SPD unter Anneli Palmen will sie auf fünf Eingangsklassen festlegen und rechnet mit einem Neubau an anderer Stelle — nicht mit Um- oder Anbauten.

Frau Palmen, der Rat der Stadt hatte die Vierzügigkeit der Gesamtschule mit den Stimmen der CDU und der FDP beschlossen. Aber die SPD hält an fünf Eingangsklassen fest?

Anneli Palmen: Ja. Wir werden den entsprechenden Antrag im nächsten Schulausschuss auf den Weg bringen. Mit einigen anderen Fraktionen zusammen und mit dem Ziel, dass nicht mehr so viele Kinder abgewiesen werden wie in diesem Jahr. Mit 42 Kindern waren das fast zwei Klassen.

Sie glauben an entsprechende Anmeldezahlen im nächsten Jahr, auch wenn sich etwa in Neuss die Gesamtschulsituation ändert?

Palmen: Wir sind davon überzeugt, dass sich an der großen Resonanz nichts ändern wird. Selbst wenn Neuss eine neue Gesamtschule einrichtet, wird man dort immer noch Kinder ablehnen müssen. Jetzt hatte es ja mehr als 100 getroffen. Außerdem haben wir in Kaarst mit rund 400 Kindern, die zu weiterführenden Schulen gehen, ziemlich konstante Schülerzahlen, so dass wir nach wie vor von einem großen Zuspruch ausgehen müssen.

Aber gefährdet eine große Gesamtschule nicht die Zukunft der Realschule?

Palmen: Nein, überhaupt nicht. Dass sie neben dem Realschulunterricht noch den Erwerb des Hauptschulabschlusses anbietet, stärkt die Realschule in ihrer Zügigkeit. Da sehen wir keine Konkurrenz.

Rein theoretisch könnte der Leiter der Gesamtschule in Eigenregie über die Anzahl der Züge entscheiden...

Palmen ... aber im Einvernehmen mit der Verwaltung.

Doch die wollte die Politik ins Boot holen.

Palmen Ja, das ist zumindest konsequent, weil damit ja auch ein Ausbau der Schule verbunden ist.

Mit fünf Eingangsklassen könnte man doch schnell auch beim Bedarf für sechs landen.

Palmen: Das sehen wir im Moment nicht. Wir glauben, dass mit fünf Zügen der Bedarf an Plätzen in Kaarst gedeckt ist. Aber natürlich muss man auf Dauer sehen, wie der Elternwille sich entwickelt. Aber zunächst mal gilt: Eine Fünfzügigkeit als verlässliche Größe wird der Gesamtschule guttun.

Ist die Idee, eine Dependance der Gesamtschule in Korschenbroich einzurichten, eine Option?

Palmen: Nein. Es gibt ja im Moment noch keinen Beschluss, aber es Teil unseres Antrags zur Gesamtschule sein, die Dependance-Lösung abzulehnen. Wir sehen keinen Sinn darin, dass Schüler und Lehrer hin- und herreisen müssen. Eine solche Art von Unterrichtstourismus ist nicht gut für die Schule. Von den Kosten, die sich daraus ergeben, mal ganz abgesehen. Wenn wir fünf Züge in der Gesamtschule ermöglichen, haben ja auch auch Korschenbroicher Schüler eine größere Chance auf die Aufnahme.

Für das Raumkonzept, das bis August 2017 der Bezirksregierung vorgelegt werden muss, gibt es drei Varianten — vom Erhalt der jetzigen Gebäude mit Umbau und Erweiterung bis zum kompletten Abriss und Neubau. Welche Lösung ist für die SPD die richtige?

Palmen: Ich will der Wirtschaftlichkeitsberechnung nicht vorgreifen, aber ganz pragmatisch gedacht meine ich, dass ein Neubau an anderer Stelle deutlich leichter zu realisieren ist als ein Um- oder Anbau am bestehenden Standort. Die Schüler müssten geschützt werden, über Jahre gäbe es eine große Unruhe im Schulleben. Deswegen würde es mich nicht wundern, wenn ein Neubau die bessere Lösung wäre — auch mit Blick auf die Folgekosten.

Aber Sie werden auf jeden Fall erst die Wirtschaftlichkeitsberechnung abwarten.

Palmen Ja, denn die Maßnahme ist das größte Investment der Stadt seit dem Bau des Rathauses.

Welchen Zeitplan haben Sie?

Palmen: Die Maßnahmen werden der Politik zunächst vorgestellt, ich hoffe, dass wir spätestens 2018 so weit sind, mit dem Bau anzufangen.

Dann kann die Stadt auch noch Geld aus dem Fördertopf des Landes für Schulen bekommen. Rund 470 000 Euro pro Jahr könnte Kaarst beantragen.

Palmen: Wir sollten nur aufpassen, dass wir das Geld nicht dreimal ausgeben. Es gibt einigen Sanierungsstau an Kaarster Schulen, aber vielleicht könnten die Planungskosten für die Gesamtschule so finanziert werden.

Könnte die Stadt denn einen Neubau überhaupt stemmen?

Palmen: Das glaube ich schon. Wenn man an anderer Stelle neu baut, kann der alte Standort vermarktet werden. Und wir müssen es einfach schaffen, denn Schule ist eine unserer Pflichtaufgaben.

Deckt sich die Haltung der SPD mit der des Fünferbündnisses?

Palmen: Wir wollen diese größte Investition seit dem Rathausbau auf jeden Fall im breiten Konsens realisieren. Außerdem ist es unser Ziel im Bündnis, Schulfrieden auch auf kommunaler Ebene herzustellen.