Dormagen: Verborgene Schätze warten auf Entdeckung

Blick hinter die Kulissen: Das Kreis- und Stadtarchiv Dormagen präsentiert sich am Samstag in Zons beim Tag der Archive.

Dormagen. Karl Emsbach hat die Rolle eines Schatzhüters inne. Denn als Leiter des Kreisarchivs und des Dormagener Stadtarchivs ist er Herr über zigtausende Dokumente, knapp 25 000 Bücher, 3000 historische Ansichtskarten, 5000 alte Geldscheine und gut 10 000 historische Landkarten. Emsbach gehört dabei freilich zu der Sorte von Schatzhütern, die sehr großzügig mit den Geheimnissen ihres Schatzes umgehen.

Wer das Archiv besuchen und in den Beständen stöbern will, dem ist dies grundsätzlich erlaubt. "Ausnahmen machen wir nur, wenn der Personendatenschutz nicht gewährleistet ist oder die Dokumente in einem schlechten Zustand sind, so dass wir sie nicht mehr herausgeben können", sagt Emsbach.

Während im Normalfall vor allem Familienforscher die Archive in der ehemaligen kurkölnischen Landesburg Friedestrom in Zons besuchen, hofft er, dass morgen auch andere den Weg ins Archiv finden.

Am Samstag findet der bundesweit fünfte Tag der Archive statt, daher haben sich Emsbach und seine Mitarbeiter einige Besonderheiten einfallen lassen. So wird zum Beispiel ein Film präsentiert, der Dormagen in den 1950er Jahren zeigt. "Der damalige Schützenkönig hat diesen Film produzieren lassen", erzählt er. "Da wird zum Beispiel die Zuckerfabrik vorgestellt, die es heute nicht mehr gibt. Oder die Brauerei, die es heute auch nicht mehr gibt."

Außerdem kommt die historische Druckpresse zum Einsatz, mit der sich jeder Besucher eine Erinnerungskarte drucken kann. "Es handelt sich um eine Boston-Presse aus den 1920er Jahren. Sie stammt aus der Druckerei Wegener und wird von einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma bedient." Auch eine Schreibschule, ein Archiv-Quiz oder der Blick über die Schulter eines Restaurators gehören zu den Angeboten.

Zum Bestand gehören übrigens nicht nur Dokumente und Bücher, auch allerlei Kuriosa hat sich dort im Laufe der Jahre angesammelt. "Manches wäre sicherlich besser in einem Museum untergebracht", meint der Archivleiter. Vom Stahlhelm aus dem Ersten Weltkrieg über die historische Hand-Druckerpresse bis hin zu Heiligenfiguren ist der Bestand an Gegenständen langsam gewachsen - nicht unbedingt gewollt. "Mancher Nachlass, den wir erhalten haben, war mit der Bedingung verbunden, dann auch etwas anderes zu nehmen", begründet Emsbach.

Im Keller des Archivs ist noch eine weitere Besonderheit verborgen. In unzähligen Pappkartons versteckt sich die Sammlung eines ehemaligen Lehrers. Angefangen in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis in die 70er Jahre sammelte der Mann Zeitungsausschnitte und ordnete sie Stichworten zu. Von "A" wie Alchemie oder "B" wie Buback oder Boxeraufstand enthält die Sammlung Zeitungsausschnitte zu den unterschiedlichsten Themen. "Wir schätzen, dass die Sammlung ungefähr 700 000 Texte umfasst."

Übrigens: Wer die Zeitung vom Tag seiner Geburt sucht, der wird auch im Archiv fündig.