Erneut Arbeitsunfall auf Kraftwerks-Baustelle in Grevenbroich
Drei Wochen nach dem Unglück mit drei Toten auf der Kraftwerks-Baustelle in Grevenbroich ist es am Donnerstag erneut zu einem schweren Unfall gekommen. Umweltschützer haben derweil im Internet eine Protestaktion gegen das RWE-Projekt gestartet.
Grevenbroich. Nur ein blechernes Klopfen bricht die Stille an der RWE-Baustelle am Kraftwerk in Neurath. Die Kräne stehen regungslos da, das Gebiet um ein Stahlgerüst ist noch immer abgesperrt. Am 25. Oktober stürzten 450 Tonnen schwere Stahlteile des Gerüsts ein. Bei dem tragischen Unglück starben drei Arbeiter, sechs wurden verletzt. Am Donnerstag, auf den Tag genau drei Wochen nach diesem tragischen Unglück, ereignete sich erneut ein Arbeitsunfall an einer der größten Baustellen Europas: Ein 32-jähriger Ingenieur ist am Morgen um kurz vor 9 Uhr auf der Suche nach Vermessungspunkten im Bereich des Kraftwerksblocks G. "Dazu wurde wohl die Abdeckung eines Vermessungsschachts verschoben", sagt Angelika Notthoff, Hauptdezernentin des Bereichs Arbeitsschutz der Bezirksregierung. Der Mann stürzt in den sechs Meter tiefen Schacht und verletzt sich schwer. Ein Hubschrauber fliegt ihn sofort in eine Spezialklinik. Nach Polizeiangaben besteht keine Lebensgefahr. "Der Schacht war nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ordnungsgemäß abgedeckt, die Arbeiter hatten die Genehmigung, den entsprechenden Bereich der Baustelle zu betreten", sagt Notthoff. Hinweise für mangelnde Sicherheitsvorkehrungen gebe es derzeit nicht. Der Bauleiter vor Ort möchte keine näheren Angaben zum neuerlichen Unfall machen. Manfred Lang, Sprecher von RWE Power, erklärt später: "Die Arbeitssicherheit an der Baustelle wird ständig überprüft - sogar über die Vorschriften hinaus. Regelmäßig werden Schulungen und Begehungen mit dem Sicherheitspersonal durchgeführt." Die Sicherheitsmaßnahmen nach dem dritten Arbeitsunfall binnen drei Monaten weiter zu verstärken, sei nicht angedacht. Die Kriminalpolizei ermittelt derzeit, wie der gestrige Arbeitsunfall passieren konnte. Unterdessen ist noch immer unklar, welche Ursache das Großunglück vor drei Wochen hatte. "Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch", sagt Lang. Unterdessen ist die Ursache für den Absturz einer tonnenschweren Stahlkonstruktion, bei dem am 25. Oktober drei Monteure starben, weiter unklar. In Grevenbroich errichtet der Energiekonzern RWE derzeit für 2,2 Milliarden Euro ein wegen des Kohlendioxid-Ausstoßes umstrittenes Braunkohlenkraftwerk. Etwa 1000 Menschen arbeiten dort täglich, in Spitzenzeiten werden es mehr als 4000 Arbeiter sein. Das Bauwerk wird eine Höhe von mehr als 170 Metern erreichen. Das Kraftwerk soll eine Leistung von 2100 Megawatt haben und in der ersten Jahreshälfte 2010 in Betrieb gehen. Arbeitsunfälle an der Kraftwerksbaustelle Neurath: September 2007 Anfang September stürzt ein 51-jähriger Bauarbeiter aus dem Fahrkorb eines Hubsteigers im Bereich des Kraftwerksblocks F und stirbt. Oktober 2007 Beim Großunglück am 25. Oktober sterben drei Monteure, als ein 450 Tonnen schweres Stahlgerüst einstürzt. Sechs Menschen werden verletzt. November 2007 Am Donnerstag verletzt sich ein Vermessungstechniker beim Sturz in einen sechs Meter tiefen Vermessungsschacht schwer.