Creditreform: Jeder Zehnte ist überschuldet

Die Schuldenatlas für den Rhein-Kreis zeigt einen leichten Anstieg.

Rhein-Kreis Neuss. Jeder zehnte Einwohner im Kreis ist gefährlich überschuldet. Das zeigt die gestern präsentierte Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. 10,8 Prozent aller Einwohner über 18 Jahren - also aller voll geschäftsfähiger Personen - müssen danach als überschuldet gelten. Diese 39 000 Menschen können die laufenden Ausgaben mit ihrem regelmäßigen Einkommen nicht mehr decken. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. "Schuldenspitzenreiter" im Kreis ist Neuss. Natürlich auch, weil sie als Großstadt mit mehr sozialen Problemen zu kämpfen hat als Gemeinden wie Jüchen oder Städte wie Meerbusch und Kaarst, in die viele wohlhabende Stadtbewohner aus Neuss oder Düsseldorf gezogen sind. 13,3 Prozent aller Neusser über 18 Jahren haben laut der Creditreform-Untersuchung massive Schuldenprobleme. Dahinter folgt Grevenbroich mit 11,4 Prozent. Gestiegen ist auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Im Rhein-Kreis Neuss werden 2007, so die Creditreform, 457 Menschen die Insolvenz beantragen. Diese Form der Entschuldung hat 1999 die eidesstattliche Versicherung abgelöst. Nach sieben Jahren bietet sie die Möglichkeit zum Schuldenerlass und wirtschaftlichen Neustart. Die Zahl dieser Insolvenzen steigt im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent. "Das hat uns angesichts der positiven Konjunktur schon überrascht", sagt Rainer Bovelet, bei der Creditreform wissenschaftlicher Leiter des Schuldneratlasses. Die Gründe können vielfältig sein. Fest steht, dass der Aufschwung viele Menschen, vor allem in den unteren Einkommensschichten, nicht erreicht. Fest steht auch, dass die Lebenshaltungskosten immer teurer werden - was gerade bei knappen Gehältern den Weg in die Schulden beschleunigen kann.

Doch dafür verantwortlich ist auch der falsche Umgang mit Geld. "In Deutschland ist die finanzielle Allgemeinbildung unterentwickelt", glaubt Creditreform-Chef Detlef Frormann. So kritisiert er, dass es in den Schulen keinen Unterricht zum Thema Geld und Haushalten gebe.