Fackelzug greift lokale Themen auf

Citykonzept, das Wecken in Orken und leerstehende Zelte am Hagelkreuz waren unter anderem Themen der 13 Großfackeln.

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Grevenbroich. Samstagabend in Grevenbroich, Schützenfestwochenende: An der Bahnstraße säumen die Zuschauer dicht gedrängt die Straßen. Kleinkinder halten Luftballons und ein Duft von gebrannten Mandeln liegt in der Luft, als das Regiment samt Fackeln stimmungsvoll durch die Innenstadt zieht.

Kritisch und augenzwinkernd haben die Fackelbauer wieder aktuelle und lokale Themen aufs Korn genommen: die Einzelhandelssituation in der Grevenbroicher Innenstadt zum Beispiel — und selbstverständlich den Bürgermeister. Ins Herz geschlossen hatten die Schützen ihr Königspaar und dessen Liebe zu Borussia Mönchengladbach.

Gleich zu Beginn schritten die Edelknaben und zogen eine Kleinfackel mit der Aufschrift „Fackelbau ist Handarbeit“. Wie so ein Werk in Groß aussieht, zeigte anschließend der Jägerzug „Jröne Jonge“ mit einer riesigen „Jünter“-Fackel. 5,80 Meter misst das Meisterwerk mit dem Borussen-Maskottchen. Schade, dass die Fackel-Themen schon vorher bekanntgegeben werden, früher sei es noch spannender gewesen, weil die Fackeln vorher geheim waren, hieß es aus den Besucherreihen.

Einen nicht zu übersehenden Hinweise auf die „konzeptlose City“ mit einer Häufung an Optikern, Bäckern und Schuhgeschäften schoben Schützen des Jägerzuges „St. Florian“ mit ihrer Großfackel voran. Gleich dahinter trugen Schützen leuchtende Tüten mit der Aufschrift „Heimatschoppen“.

Grevenbroich als Tatort des „Bank-Raubs“ auf dem Marktplatz hatten sich die „Noh’besch Jonge“ vorgenommen. Das frühzeitige Wecken in Orken war Thema beim Schützenzug „Erftgrafen“, und auch das leerstehende Zeltquartier am Hagelkreuz wurde war Thema: „Egal ob groß oder klein, in dieses Zelt will niemand rein“, prangte auf einer kleinen Fackel, die zwei Kinder zogen. Auch in der Fackel der „Wenkbühle“, versehen mit dem Spruch: „Mit Vollgas in die Königsklasse“, die einen Kleinwagen samt Königspaar zeigte, fand sich Gladbachs „Jünter“ wieder. Den Ententanz des Bürgermeisters, der eine Wette des Lokalradios gewann, thematisierten die Züge „St. Bernardus“ und „Feucht Fröhlich“, während sich Besucher auf dem Bürgersteig mit kühlen Getränken aus benachbarten Kneipen versorgten. Die Pokemon-Fackel war dem Gierather Thomas Uppenkamp schon aus Wevelinghoven bekannt. „Aber es macht Sinn, wenn man nach so vielen Stunden Arbeit so eine Fackel noch mal zeigt“, sagte er.

Ein Gremium, das sich aus Fackelbaubeauftragten aus Gustorf, Wevelinghoven und Kapellen zusammensetzt, hatte im Festzelt schnell sein Urteil gefällt. Auch Christoph Oberbach, Fackelbaubeauftragter und Adjutant des Königs, wirkte sehr zufrieden: „Wenn es nach mir ginge, können es nicht genug Fackeln sein“, sagt er. „Wir hatten elf, mit Gastfackeln 13. Die Hauptsache ist: Wir sind zweistellig.“