Demonstranten attackieren Polizei

Kurdische Studenten blockierten mit einer Sitzblockade stundenlang den Ostwall. Die Polizei löste die Demo auf.

Demonstranten attackieren Polizei
Foto: Berns

Grevenbroich. Kurdische Demonstranten haben gestern den Verkehr in der Grevenbroicher Innenstadt über mehrere Stunden lahmgelegt. Gegen 11 Uhr war es kurz vor dem Montanushof zu einer Sitzblockade gekommen, die erst am Abend von zahlreichen Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei aufgelöst werden konnte. Dabei kam es auch zu Handgreiflichkeiten gegenüber den Beamten. Verletzt wurde aber niemand, sagte Polizeisprecherin Daniela Dässel.

Demonstranten attackieren Polizei
Foto: Berns

Auf ihrem Protestmarsch durch die Region waren etwa 160 Mitglieder einer kurdischen Studentenbewegung am Donnerstagabend im Bahnhofsviertel eingetroffen. Gestern Vormittag setzten die Demonstranten ihren Weg in Richtung Leverkusen fort — doch auf dem Ostwall war bereits Schluss. Als die Polizei den Protestierenden verboten hatte, durchgehend mit lauter Musik und Parolen durch die Stadt zu ziehen, und daraufhin die Lautsprecherkabel kappte, eskalierte die Situation. Die Studenten stoppten ihren Demonstrationszug und blockierten eine der meist frequentiertesten Straßen Grevenbroichs.

Demonstranten attackieren Polizei
Foto: Berns

„Es kam zu erheblichen Behinderungen“, sagte Dässel. Der Ostwall wurde zwischen der Parkstraße und Am Ständehaus gesperrt. Der Verkehr musste weiträumig umgeleitet werden, Bushaltestellen wurden nicht angefahren, Rettungswege waren blockiert. Verschärft wurde die Situation dadurch, dass ein Teil der Bahnstraße wegen des Schützenfestes gesperrt ist.

Gegen 12.45 Uhr stellte die Bereitschaftspolizei, die mit mehr als 100 Kräften angerückt war, den Kurden ein Ultimatum: Sollten sie bis 13 Uhr nicht die Straße räumen, würde die Demonstration aufgelöst — gegebenenfalls müsse die Fahrbahn dann „mit Hilfe von Zwang“ geräumt werden. Die Studenten machten allerdings klar, dass sie sitzen bleiben werden, so lange sie nicht nach ihren Richtlinien weitermarschieren dürften — also unter Lautsprecherbegleitung.

Um 13.20 Uhr löste die Polizei die Demonstration auf: Die Teilnehmer wurden umstellt und nach und nach abgeführt — zuvor wurden ihre Personalien aufgenommen. Dabei kam es auch zu Übergriffen auf die Beamten. „Die Kollegen sind getreten und mit Flaschen beworfen worden“, schilderte die Duisburger Polizeisprecherin Daniela Krasch. Daraufhin sei es nicht nur zu Platzverweisen gekommen, mehrere Studenten wurden auch in Gewahrsam genommen.

„Diese Demonstranten wurden mit Transportfahrzeugen in umliegende Polizeidienststellen gebracht“, berichtete Krasch. Wie viele der jungen Kurden davon betroffen waren, stand gestern noch nicht fest. Das Räumen der Straße zog sich über Stunden hin. Erst nach 18.15 Uhr konnte der Ostwall wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Mit ihrem Protestmarsch machten die Jugendlichen auf die politische Situation in Kurdistan aufmerksam. Auf T-Shirts und Fahnen forderten sie zudem Freiheit für den derzeit inhaftierten Kurdenführer und PKK-Gründer Abdullah Öcalan.

Nach Erkenntnissen des Staatsschutzes gibt es „eine größere kurdische Diaspora in Grevenbroich“, wie Susanne Heusgen, Sprecherin im Polizeipräsidium Düsseldorf, berichtete. Bekannt sei, dass es von dieser Gruppierung oder von Einzelnen aus diesem Umfeld in den vergangenen Monaten vermehrt zu politisch motivierten Straftaten und vereinzelten Körperverletzungsdelikten gekommen sei. Dazu soll auch der Anschlag mit einem Molotowcocktail auf den Treffpunkt des türkischen Vereins an der Dechant-Schütz-Straße im März gehören, wie die Polizeisprecherin sagte.