Fahrlehrer nach Unfall betroffen
Eine 19-jährige Schülerin wurde bei einem Unfall schwer verletzt. Ein Experte erklärt, Schuld hat stets der Fahrlehrer.
Grevenbroich. Eine Fahrschülerin ist am Freitag bei einer Fahrstunde schwer verletzt worden. Sie wurde bei dem Unfall auf der Einmündung zur L116 in Jüchen-Neuenhoven in dem Pkw einer Neusser Fahrschule eingeklemmt. Die Fahrschülerin soll Unfallbeobachtern zufolge einem aus Richtung Grevenbroich nahenden Autofahrer die Vorfahrt abgeschnitten haben. Der 27-Jährige sowie der 67-jährige Fahrlehrer wurden bei dem Zusammenprall leicht verletzt. Der junge Mann habe nicht mehr bremsen können. Dieser Vorfall hat auch viele Fahrlehrer betroffen gemacht. Das weiß der Grevenbroicher Fahrschulbesitzer Michael Hoffmann. „Was da passiert ist, das ist der absolute Worst Case“, sagt Hoffmann.
MichaelHoffmann, Fahrschulbesitzer
Er kennt die Unfallstelle gut von eigenen Fahrten mit seinen Schülern. „Das ist eine unübersichtliche Stelle, da muss man sich ganz behutsam rantasten“, sagt er. Die Gefahr bestehe dort, dass vor allem Fahrunerfahrene bremsen, statt Gas zu geben, wenn sie schnell über die unübersichtliche Kuppe nahende Pkw sähen. Er wolle aber nicht spekulieren, wie es zu dem Unfall habe kommen können, betont der Fahrschulbesitzer, der auch eine heilpraktische Ausbildung in der Psychotherapie absolviert hat. Hoffmann betont: „Juristisch hat immer der Fahrlehrer die Verantwortung.“ Unbenommen eines Fehlers seines Schülers oder seiner Schülerin gelte der Fahrlehrer immer als der Fahrer. Denn er hätte zumindest technisch immer auch ins Geschehen eingreifen können. Und deshalb sei ein Unfall, wie der vom Freitag, gleichermaßen ein „Worst Case“ für Fahrschüler und -lehrer.
Ganz wichtig sei in solchen Fällen eine fachliche Betreuung, damit sich nicht eine unüberwindbare Versagensangst aufbaue und der Betroffene nie wieder wage, Auto zu fahren. „Ich persönlich würde nach so einem Unfall so schnell wie möglich Kontakt zu meinem Schüler aufnehmen, um ihm oder ihr zu verdeutlichen, dass sie keine Schuldgefühle haben und sich auch keine Sorgen um den entstandenen Schaden machen müsse“, sagt Hoffmann und fügt hinzu: „Ich würde mich bei meinem Schüler dafür entschuldigen, dass ich als Lehrer die Situation habe nicht verhindern und nicht mehr eingreifen können.“
Sonst könnten sich Ängste bis hin zu Panikattacken aufbauen, weiß Hoffmann aus der Praxis: „Wir haben drei bis fünf Fälle im Jahr, in denen Leute zu uns kommen, die nach Verkehrsunfällen Angst davor haben, sich wieder hinters Steuer zu setzen.“ Zunächst werden Gespräche geführt, bevor es an die begleiteten Fahrten gehe. Aber von einer Konfrontationstherapie hält Hoffmann nichts: „Viele sagen zwar, man soll sich nach einem Unfall sofort wieder ans Steuer setzen, aber das kann sehr gefährlich werden. Manche bekommen dann Panikattacken mit den entsprechenden medizinischen Begleiterscheinungen. Und wenn das im Straßenverkehr geschieht, dann wird es zu riskant“, weiß der Fahrlehrer, der dafür plädiert, dass solche Gespräche und Fahrstunden von den Krankenkassen übernommen werden sollten.