Fahrrad-Riese für Hammfeld

Zweirad-Stadler will nach Neuss. Montag wird die Politik informiert. Die Ansiedlung beendet den Optionsvertrag mit Krieger — und rettet den Etat.

Foto: Gnadinger Architekten / Zweirad-Center Stadler

Neuss. Zweirad-Stadler gehört zu den Großen der Branche. In Essen und in Mülheim ist das Berliner Unternehmen schon vertreten, jetzt drängt der Großhändler nach Neuss. Für Bürgermeister Reiner Breuer wäre eine Ansiedlung eine gute Entscheidung — und die Lösung für einige seiner Probleme. Denn die gut 3,5 Millionen Euro, die Stadler für das im Hammfeld II „ausgeguckte“ Grundstück von 23.500 Quadratmetern Größe zu zahlen bereit ist, brächte die Stadt einen entscheidenden Schritt in Richtung Haushaltsausgleich 2017.

Am Montag wird Lars Meisel von der Stadler-Geschäftsführung den Vorsitzenden und planungspolitischen Sprechern aller Fraktionen die Pläne für die Neuansiedlung vorstellen. Von einem CO2-neutralen Gebäude wird er berichten, von zeitgemäßen Mobilitätsangeboten, dem guten Standort direkt am geplanten Fahrradschnellweg und von gut 100 neuen Jobs. Aber es ist längst nicht abgemacht, dass er damit alle Politiker auf die Stadler-Seite zieht. Denn namentlich die Grünen sperren sich bislang gegen eine Ausweitung des großflächigen Einzelhandels auf einer Fläche, auf der sie lieber modernes Gewerbe sähen.

Weil das so ist, ist die Stadler-Offerte Teil eines Paketes, das bei der Etatverabschiedung am kommenden Freitag im Rat eine Kompromisslinie aufzeigen könnte.

Von den noch verbleibenden knapp 100 000 Quadratmetern, die im Hammfeld II verfügbar sind, verkauft die Stadt nur so viel, wie zum Haushaltsausgleich nötig sind. In Summe sind das 66 666 Quadratmeter (9,99 Millionen Euro).

Stadler erwirbt und entwickelt seine Fläche selbst, den Rest kauft der Investor Kurt Krieger, der neben sein Höffner-Möbelhaus einen Sconto-Möbeldiscount bauen kann. Der Kaufvertrag wurde 2015 geschlossen, aber noch nicht kassenwirksam.

Krieger erwirbt zudem einen Streifen zwischen Hammer Landstraße und Stresemannallee — gut 18.000 Quadratmeter — der wie ein Riegel zwischen die „kompakte Handelswelt“ und den Kirmesplatz sowie das VfR-Gelände geschoben wird. Grün könnte dort entstehen, aber auch eine „BMX-Strecke mit Eventcharakter“ nennt Bürgermeister Reiner Breuer vorstellbar.

Mit diesem Grundstücksgeschäft wäre das Thema großflächiger Einzelhandel im Hammfeld beendet, aber auch die Kooperation mit dem Möbelhausinvestor. Der wäre eigentlich noch bis 2018 über einen Optionsvertrag verpflichtet, auch noch die letzten 32 500 Quadratmeter im Hammfeld II für jeweils 150 Euro zu kaufen, doch Breuer wirbt für den scharfen Schnitt. Kriegers Wunsch, einen Baumarkt zu bauen, wolle die Politik eh nicht, sagt Breuer. Er will sich aus dem Optionsvertrag vorzeitig lösen, um die Hände für eine andere Entwicklung frei zu bekommen. Breuer glaubt an das Potenzial der Fläche, in deren Überplanung auch der Wendersplatz einbezogen werden könnte.

Zusammen mit den letzten sechs „Höffner-Millionen“, einer Sonderausschüttung der Stadtwerke in Höhe von fünf Millionen und den zehn Millionen Euro aus diesen beiden neuen Grundstücksgeschäften wäre das letzte Loch im Haushalt für 2017 gestopft. Sollte der letzt-genannte Betrag erst 2018 überwiesen werden, weil erst dann Baureife besteht, würde der zehn Millionen Euro zählende Innenstadtfonds aufgelöst — und 2018 neu eingestellt.