Fahrradfreundliche Stadt: Bürger sollen ihre Meinung sagen
Der ADFC und die Stadt rufen gemeinsam zum Fahrradklima-Test auf.
Neuss. Unterhalb des Romaneums haben an der Ecke Hessentordamm/Am Kehlturm Bauarbeiten begonnen. Es sind Vorarbeiten für einen Lückenschluss im Radwegenetz, die schon mehrfach verschoben werden mussten. Nun wird gebaggert und sichtbar in die Fahrradinfrastruktur investiert — gerade noch rechtzeitig zum Start des Fahrradklima-Tests. Alle zwei Jahren haben die Radfahrer das Wort und die Chance, ihrer Stadt ein Zeugnis auszustellen. Das fiel 2014 nicht gut aus. Mit einer Durchschnittsnote von 3,9 rangierte Neuss am Ende im Vergleich mit anderen Städte mit 100 000 bis 200 000 Einwohnern auf Rang 21 — von bundesweit 37 Kommunen dieser Größe. Ein wesentlicher Kritikpunkt damals: „In Neuss wurde in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan.“
Diese Aussage hatte Planungsdezernent Christoph Hölters schon damals gewundert. „Inzwischen wird keine Planung mehr angefangen, in der dem Radverkehr keine gleichberechtigte Rolle zugestanden wird“, kommentierte er das schlechte Ergebnis. Aber es hat sich ja auch wirklich etwas getan. Denn Neuss ist jetzt ganz offiziell fahrradfreundlich. Das wurde der Stadt erst vor wenigen Wochen mit einer Urkunde der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte“ (AGFS) in Nordrhein-Westfalen bestätigt. Nur: Stimmt das Etikett?
Nicht nur der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der die bundesweite Umfrage zum Fahrradklima in Deutschlands Städten mit Unterstützung des Bundesverkehrsministerium gestartet hat, wüsste das gerne. Auch Bürgermeister Reiner Breuer, der 2017 die Nahmobilität zu einem Schwerpunktthema machen will, möchte hören, welche Akzeptanz das Radfahren genießt — und zwar aus erster Hand. Denn die Aufnahme in die AGFS, so hatte er bei der Urkundenübergabe erklärt, „ist kein Testat, sondern eine Aufforderung, noch fahrradfreundlicher zu werden.“
Beim Fahrradklima-Test vor zwei Jahren hatten sich 392 Neusser Zeit genommen und den Internetfragebogen ausgefüllt. Das waren kaum mehr als zwei Jahre zuvor. Nun bittet die Stadt möglichst alle Neusser, sich zu beteiligen.
Wie sehr Fahrradthemen aktuell Konjunktur haben, belegen die Baustelle an der Bergheimer Straße, die zwischen Ebert-Platz und Kanstraße beiderseits einen Radweg erhalten wird, oder die Diskussion um die Öffnung von Einbahnstraßen für Radler. Der Arbeitskreis „Rad und Fuß“ hat dieses Projekt positiv bewertet, doch längst sind nicht alle überzeugt. Der Planungsausschuss hat das Thema erst einmal vertagt.