Hauptschüler werden nun an der Realschule betreut

An der Realschule Halestraße wird ein neues Konzept umgesetzt.

Foto: lber

Kaarst. Früher war die Hauptschule das „Auffangbecken“ für Schüler, die an anderen weiterführenden Schulen scheiterten. Weil die Hauptschule zum Auslaufmodell geworden ist, übernimmt die Realschule Halestraße jetzt diese Funktion. Die Bezirksregierung hat die erforderliche Genehmigung bereits unter der Schulnummer 159554 erteilt. Das Ganze heißt im Amtsdeutsch „Bildungsgang gemäß Paragraf 132 c des Schulgesetzes Nordrhein-Westfalen“. Die Verwaltungsvorschriften zu diesem Gesetz lassen noch auf sich warten — aber nicht nur aus diesem Grund ist die Regelung eine große Herausforderung für die betroffenen Lehrkräfte. „Im Hauptschulbildungsgang werden jetzt in der vierten Woche 15 Schüler unterrichtet“, sagt Schulleiter Jürgen Bosse. Sie stammten ausnahmslos von der Kaarster Realschule, so dass für sie der Wechsel ziemlich geräuschlos erfolgt ist. „Wir haben aber auch Schüler aufgenommen, die von einem Gymnasium kommen“, erklärt der Schulleiter. Die sind jedoch ganz normale Realschüler.

Was sind das für Kinder, die jetzt in den Hauptschulbildungsgang abgerutscht sind? „Sie lenken ihre Energien in die falsche Richtung und sorgen bei den Lehrern für so manches graue Haar“, erklärt der 60-Jährige, der jetzt im 13. Jahr die Kaarster Realschule leitet. Und er fügt hinzu: „Manche sind auch lieb und fleißig, aber einfach lernschwach.“ Für sie dürfte es die Perspektiven, die Jürgen Bosse schildert, nicht geben, wohl aber für alle Kinder, die jetzt vor allem wegen der Pubertät schwächeln: „Diese Kinder haben noch alle Chancen. Sie können den Realschulabschluss machen und bei guten Leistungen sogar aufs Gymnasium wechseln“, erklärt der Schulleiter. Weitere Alternativen wären Abendkurse an der VHS zur Erlangung des mittleren Bildungsabschlusses oder Berufskollegs. Mit der teilweise offenen Rechtslage könnten die Lehrkräfte leben. „Wenn es noch keine Regelungen gibt, können Sie auch nicht dagegen verstoßen“, habe man bei der Bezirksregierung gesagt.

Das Prozedere ist im Wesentlichen aber schon genau festgeschrieben. Für die Fächer Englisch und Mathematik gibt es eigene Gruppen. Alle anderen Fächer werden gemeinsam mit den Realschülern unterrichtet. Es gibt spezielle Schulbücher — Aufgaben für Schüler, die nicht den Real-, sondern den Hauptschulabschluss anstreben, sind in einer anderen Farbe gedruckt als die Aufgaben für die Realschüler.

Die betroffenen Lehrkräfte haben vor allem das Problem, die Teilnehmer des Bildungsgangs, der im Normalfall zum Hauptschulabschluss führt, zu motivieren. Die Schüler sind enttäuscht, ihr Scheitern steckt ihnen noch in den Knochen. Die Lehrkräfte tauschen sich regelmäßig aus — der Austausch soll mit dazu beitragen, dass sie die neue, nicht ganz leichte Aufgabe bewältigt kriegen.