Fernsehen zeigt Sturzwasser-Studie

Im Auftrag der Wirtschaftsbetriebe untersuchte das Unternehmen Hydrotec den Verlauf der Wasserströme bei Starkregen.

Grevenbroich. Noch in diesem Monat rechnen die Wirtschaftsbetriebe Grevenbroich (WGV) mit Ergebnissen der „Untersuchung der Auswirkungen von Sturzfluten auf dem Gebiet der Stadt Grevenbroich“. Die Untersuchung der Ingenieurgesellchaft Hydrotec in Aachen war am Dienstag Thema im Wissenschaftsmagazin Quarks & Co. „Starkregen, Sturzflut, Sintflut — sieht so der Sommer der Zukunft aus?“ lautete das Thema, mit dem sich Ranga Yogeshwar befasste.

Dabei spielte auch Grevenbroich eine Rolle. Von der Studie, kreisweit die erste ihrer Art, erwarten sich die WGV Erkenntnisse darüber, wie die Fluten von unbebauten Flächen abströmen. Zudem prüfen die Ingenieure, welche Maßnahmen geeignet sind, um die Wassermassen so zu kanalisieren, dass sie nicht Kanäle und Keller überfluten. „Es ist das erste Mal, dass wir uns mit der Entwässerung nicht in besiedelten Räumen, sondern auf unbebauten Flächen befassen“, sagt Uwe Bors, Kanalnetz-Zuständiger der WGV.

Die Notwendigkeit dafür zeigen etwa die Regengüsse Anfang Juni. Das Wasser strömte von Feldern am Waddenberg über die Gierather und Düsseldorfer Straße in Orken, überflutete die Schillerstraße, Keller liefen voll.

Tatsächlich schoss schon mehrere Male Regenwasser derart in den Elsbach-Tunnel, dass wie zuletzt Autos im „See“ stecken blieben. Da mit solchen Regengüssen in Zukunft häufiger zu rechnen ist, will die Stadt wissen, wie sich solche Überschwemmungen verhindern lassen.

Die Experten von Hydrotec erstellen deshalb, wie bei „Quarks“ anschaulich erklärt wurde, am Computer mit Hilfe von Tausenden von Messpunkten ein dreidimensionales Modell des Stadtgebietes. Dann lassen sie das Wasser wie bei einem Regen, wie er statistisch alle 100 Jahre vorkommt, fließen — natürlich nur virtuell. Auf diese Weise werden der Strömungsverlauf und Wasseransammlungen dargestellt.

Die Ergebnisse erwartet Bors für Ende November. Das sei aber nur der erste Schritt. „Danach wird untersucht, wie sich die Ströme durch verschiedene Maßnahmen ändern lassen“. Ein höherer Bordstein kann Regenmengen kanalisieren, zusätzliche Senken können mehr Wasser in einen Kanal fließen lassen.

Eine Rolle spielen Bodenstruktur und Anbaumethoden auf Feldern. Zuweilen reiche die Änderung der Pflugrichtung aus. „Mit den Simulationen prüfen wir auch, ob das Wasser mit den Maßnahmen nicht anderswo Schaden anrichtet“, sagt Bors. Ende Frühjahr 2017 sollen auch diese Berechnungen vorliegen. „Der Erftverband wartet bereits auf die Ergebnisse. Außerdem stehen wir in Kontakt mit der Landwirtschaftskammer NRW in Bonn.“ Die habe angekündigt, ein Bewirtschaftungsmodell für betroffene Flächen zu erstellen. „Schließlich wird mit dem Wasser wertvoller Boden weggeschwemmt“, sagt Bors.

Konsequenzen fürs Kanalnetz sollen auch gezogen werden. Beispiel Königstraße: Der Kanal ist zu klein. Berechnungen zeigen, dass bei einem „Jahrhundertregen“ 700 Kubikmeter aus dem Kanal auf die Straße strömen „und dann weiter bis hin zum Elsbachtunnel. Die Studie hat uns bestätigt, dass wir einen größeren Kanal bauen müssen“, sagt Uwe Bors.