Frau aus Feuerhölle gerettet

Zufällig bemerkte ein Schüler (16) beim Heimkommen den Rauch auf dem Nachbargrundstück. Entschlossen drang er in das Haus und rettete die Seniorin, ehe er die Feuerwehr alarmierte.

Foto: Lothar Berns

Vorst. Dieser Junge ist der Held von Vorst: Nicolas Nowak (16) rettete zwei Menschen aus einem brennenden Haus. „Ich kam gegen Viertel nach zwölf aus der Schule und wollte meinen Roller neben dem Haus parken. Da ich sah über einer Hecke leichten Qualm aufsteigen und dachte sofort: Da stimmt etwas nicht“, errinnert er sich. Der Teenager lief zu dem Einfamilienhaus an der Straße „Am Spielmannsfalter“.

Nicolas, Schüler

„Vor dem Haus sah ich irgendetwas Brennendes liegen. Der Hausbesitzer — ein älterer Herr — lief aufgeregt herum. Ich habe ihn gefragt, ob ich helfen kann, und der Mann rief mich schnell herein“, erzählt er. Beim Betreten des Hauses habe er schon den vielen Rauch bemerkt. Die Küche sei komplett schwarz gewesen. „Ich bin dann schnell ins Wohnzimmer gelaufen. Auch dort war der Rauch schon hingezogen. Die Frau des Hausbesitzer saß auf dem Sofa. Sie hatte das Geschehen noch gar nicht richtig verarbeitet. Und sie ist offensichtlich gehbehindert, konnte das Haus deshalb nicht so schnell verlassen“, erzählt Nicolas. Schnell habe er ihren Rollator geholt, dann die Seniorin ins Freie gebracht. Auch ihren Mann habe er in den Garten begleitet.

„Plötzlich sah ich, dass er wieder ins Haus zurückgegangen war. Offenbar wollte er einige Habseligkeiten retten“, sagt der Junge. Wieder sei er ins Haus gelaufen, habe den Senior erneut in den Garten geführt. „Als wir alle drei draußen im Garten auf der Wiese standen, hörte ich lautes Zischen und Knallen. Riesige Flammen schlugen aus dem Haus. Es hat fast komplett gebrannt, fast bis zum Dach. Ich alarmierte sofort die Feuerwehr“, so Nicolas.

Auf der Wache schrillte der Alarm um Punkt 12.40 Uhr. Feuerwehr und Polizei rückten sofort aus. Unterdessen hatten auch andere Nachbarn das Feuer-Drama „Am Spielmannsfalter“ bemerkt. „Sie rissen den Zaun nieder und halfen uns dabei, das Grundstück zu verlassen“, erzählt Nicolas. Als die Feuerwehr eintraf, befanden sich die Hausbewohner und ihr Lebensretter schon in Sicherheit. „Nachbarn hatten uns in ihr Haus geholt.

Ein Arzt hat uns alle untersucht. Zum Glück ist auch das ältere Ehepaar wohlauf“, sagt Nicolas Nowak. Angst habe er in der ganzen Zeit übrigens keine gehabt. „Dafür hatte ich absolut keine Zeit. Als ich realisiert hatte, was da überhaupt passiert, steckte ich ja schon mittendrin“, stellt der Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiumsschmunzelnd fest.Für das schmucke Einfamilienhaus des Ehepaares gibt es allerdings keine Rettung mehr. Es wurde Opfer der Flammen.„Das Haus ist einsturzgefährdet“, meldet die Feuerwehr. Den Brandort hat die Polizei beschlagnahmt und die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Hinweise auf Brandstiftung liegen nach Angaben der Ermittler nicht vor.

Für Retter Nicolas ist klar: „Wir haben alle wahnsinniges Glück gehabt. Und irgendwie war es Schicksal. Ich wäre um die Zeit normalerweise gar nicht Zuhause gewesen — wir hatten eine Stunde früher Schule aus.“