Kinder stoppen Raser vor Schule

Vor der Martin-Luther-Schule vergaben Schüler gestern besondere Strafzettel für Verkehrssünder: Zwei Packungen Taschentücher.

Foto: Lothar Berns

Neuss. Gestern Morgen hatten die Autofahrer auf der Breite Straße vor der Martin-Luther-Schule nichts zu lachen. Dass dort Tempolimit 30 herrscht, bekamen die Raser eindrucksvoll vorgeführt. Im Rahmen der Polizeiaktion „Kein Tempo vor meiner Schule“ hielten Schüler der ersten drei Klassen der anliegenden Schule zusammen mit der Polizei zu schnelle Autofahrer an.

In mehreren Reihen standen die Schüler jeweils hinter einem Polizeibeamten und warteten, dass ein Autofahrer raus gewunken wurde. Dann folgte die gemeinsame Belehrung und Bestrafung. Dabei sei es wichtig, dass die Kinder selbst an die Autos treten und mit den Fahrern reden. Die Bestrafung fiel für die Raser vermeintlich glimpflich aus. „Jeder Raser bekommt von den Kindern zwei Packungen ,Tempo’-Taschentücher“, erklärte der Polizeibeamte Mike Schween, Leiter der Aktion. Mit diesem Wortspiel möchte die Polizei gezielt erreichen, dass sich die Autofahrer beim nächsten Nase putzen „an die Gesichter der Schüler erinnern“. Eine Belehrung fürs Rasen bekäme man schließlich nicht jeden Tag von einem Kind, erklärte Schween.

Mike Schween, Polizeibeamter

Die Polizeiaktion sei besonders wichtig, weil „vor Schulen immer noch häufig Unfälle passieren. Wir wollen die Erwachsenen wach rütteln und das Bewusstsein schärfen.“ Die Schüler waren begeistert von der Aktion — drängelten sich beim Warten regelrecht darum, wer den nächsten Verkehrssünder belehren durfte. „Die Kinder finden das super. Man merkt auch wie sie nach mehreren Belehrungen immer sicherer Auftreten“, so Schween. Er käme kaum mit Verkehrssündern hinterher — das sei ein positives Zeichen. Die Polizeiaktion sieht der Beamte als Erfolg. Viele der Menschen hätten schnell eingesehen, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung vor Schulen sinnvoll ist, erzählte Mike Schween. „Ein großer Teil der Verkehrssünder ist selber Eltern und müsste es daher sowieso besser wissen.“ Er erhofft sich durch die Aktion mit den Kindern eine Langzeitwirkung bei den rasenden Autofahrern.