Nächster DJK-Eklat: Trainer entlassen
Maximilian Rhine-Gritz muss den Verein DJK Rheinkraft Neuss verlassen. Der Vorstand nennt dabei keine sportlichen Gründe. Im Sommer hatte er sich für eine Sportlerin eingesetzt, die sexuell belästigt worden sein soll.
Neuss. Die DJK Rheinkraft hat sich am Mittwochabend von ihrem Leichtathletiktrainer Maximilian Rhine-Gritz (46) getrennt. Sportliche Gründe werden ausdrücklich nicht als Grund für den Rauswurf angeführt. Stattdessen spricht der zweite Vorsitzende Peter Orth, der den Verein kommissarisch leitet, in einer knappen Mitteilung im Namen des Vorstandes „ausschließlich von einem nicht mehr vorhandenen Vertrauensverhältnis“. Auf Nachfrage betont Orth, dass der Verein keinen weiteren Kommentar in dieser Angelegenheit abgeben möchte. „Von unserer Seite ist alles gesagt“, erklärt Orth.
Rhine-Gritz traf der Vorstandsbeschluss nach eigenem Bekunden unerwartet. Und er erfolgt kurz vor dem Ende der Wechselfrist des Verbandes. Wechseln danach Athleten mit dem Trainer den Verein, sind sie automatisch für drei Monate gesperrt. Über das, was die Floskel vom zerstörten Vertrauensverhältnis nur grob zu kaschieren scheint, kann man durchaus spekulieren. Dabei drängt sich ein Zusammenhang zu dem Streit zwischen beiden Parteien um den inzwischen wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe zurückgetretenen Vorsitzenden des Vereins regelrecht auf. Rhine-Gritz jedenfalls betont, dass seitdem nichts anderes von Belang mehr im Verein vorgefallen sei.
Mitte August war Rhine-Gritz schon einmal die Tür gewiesen worden. Zudem wurde er — ebenso wie seine für die DJK startende Tochter Isabelle (24) — mit einem Hausverbot belegt. Damals war das im Verein als Versuch einer Retourkutsche interpretiert worden. Beide und eine ebenfalls mit Hausverbot belegte Sportlerin hatten sich für ein 15-jähriges Mädchen eingesetzt, das von dem inzwischen zurückgetretenen Vorsitzenden und ehemaligen DJK-Trainer sexuell belästigt worden sein soll. Diesen Trainer forderte das Trio zum Verlassen des Vereins auf — was in den Ohren der Vorstandsmitglieder wie Erpressung geklungen haben soll. Allerdings gab es, wie sich herausstellte, 2015 ein Ermittlungsverfahren gegen den inzwischen ehemaligen Vorsitzenden, das gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt wurde. Der Beschuldigte trat zurück, Rhine-Gritz schien rehabilitiert. Und nun doch der Rauswurf.
Maximilian Rhine-Gritz, Leichtathletiktrainer
Als der Trainer am Mittwoch zu einem persönlichen Gespräch mit dem Vorstand eingeladen wurde, schrieb er kurz seiner Tochter, dass man ihm wohl die Zugangsdaten geben wolle, mit denen Sportler online beim Leichtathletik-Verband für Wettkämpfe registriert werden können. Nach dem knapp fünfminütigen Gespräch wusste Rhine-Gritz es besser. Um 19.30 Uhr am Mittwoch war Rhine-Gritz, der 2006 seinen Trainerschein machte, die längste Zeit DJK-Trainer gewesen. Keine 20 Minuten später hatte Orth die Nachricht schon per E-Mail verbreitet. „Das war vorbereitet“, meint der Trainer. Eine Diskussion habe es nicht gegeben.
Warum seit Wiederaufnahme der Trainerarbeit im September und dem erneuten Rauswurf zwei Monate verstrichen, wissen die Betroffenen nicht. Fakt ist, dass Rhine-Gritz für die DJK erst noch die letzten Wettkämpfe bis zum Saisonende Anfang Oktober erfolgreich abgeschlossen hat. Fakt sei auch, sagt er, dass die Trainingsgruppen nach dem Hin und Her jetzt wieder gut aufgestellt seien. „Wir haben zwei Jungtrainer, die sich mehr engagieren wollten“, sagt Rhine-Gritz — und betont das Wort „wollten“. Ob sie jetzt noch wollen, sei fraglich. „Das wird den Verein Mitglieder kosten“, sagt der Trainer selbstbewusst.
Für Rhine-Gritz ist eine Option, „seine“ Kinder in einen anderen Club mitzunehmen. Aber auch Tochter Isabelle kündigte an, die Rheinkraft verlassen zu wollen. Das Hausverbot sei offiziell nie aufgehoben, das zugesagte klärende Gespräch nie geführt worden. Sie habe aber auch nicht darauf gedrängt: „Ich dachte, dass über den ganzen Streit vielleicht Gras wächst.“ Orth kündigt an, dass sich die Leichtathletikabteilung neu orientieren „und auch dauerhaft für erfolgreiche Arbeit aufgestellt bleiben wird“. Zu allem anderen bittet er um „keine weiteren Fragen“.