Kinder aus Dormagen spielen die Hauptrollen in einem Kurzfilm
Aktionskünstlerin Bertamaria Reetz drehte jetzt in Knechtsteden.
Knechtsteden. Seit Juli diesen Jahres haben die Schafe einen neuen Stall, in Knechtsteden. Dort stehen sie nun und werden für bestimmte Aktionen „freigelassen“. Die genügsamen Vierbeiner aus Polyesterharz und in einem kräftigen Blau veredelt gehören zur „Blauen Friedens-Herde“ der Pulheimer Aktionskünstlerin Bertamaria Reetz. Bereits 2009 wurde die Projektidee geboren. „Das Kollektiv der Blauen-Friedens-Herde verkörpert die Botschaft ’Alle sind gleich — jeder ist wichtig’“, erklärte Reetz. Zunächst gemeinsam mit ihrem Kollegen Rainer Bonk, gingen die Schafe auf Wanderschaft, um für friedliches Miteinander und Toleranz zu werben. Und so graste die Herde bereits vor dem Atomium in Brüssel, dem Berliner Dom, dem Düsseldorfer Landtag, dem Hamburger Michel, dem Kölner Dom und wurde in diversen Kunsthallen und Kirchen ausgestellt.
In Knechtsteden nun haben Reetz’ Schafe ein neues Zuhause gefunden. Und das brachte die Künstlerin, die auch bereits viele Projekte mit Kindern gemacht hat, auf die Idee, die in Knechtsteden lebenden Flüchtlingskinder mit Dormagener Kindern und ihren Schafen zusammenzubringen und filmisch festzuhalten. Dabei wurde nicht nur gemeinsam gespielt und gegessen, sondern auch angemalt — und zwar die Gesichter der Mädchen und Jungen, und das in dem Blauton der Schafe. „Das hat sehr viel Spaß gemacht“, sagt Sabri. Der 13-Jährige lebt wie sein zwölf Jahre alter Bruder Alan seit zwei Jahren in der Knechtstedener Unterkunft. Sie kommen aus Syrien. Beide besuchen die Bertha-von-Suttner-Schule.
Musikalisch untermalt wird die ungefähr zehnminütige Sequenz von dem bekannten Trompeter Bruce Kapusta, der am Dienstag nach Knechtsteden kam, um die von Wolfgang Schöps komponierte Musik einzuspielen. Zur Einstimmung blies der Musiker erst einmal die ersten Töne von „Rudolph, the red nosed reindeer“ an. „Leider fällt mir gerade kein Lied mit Schafen ein“, sagte Kapusta. Er und Reetz kennen sich schon lange. Ein blaues Schaf hat er schon längst in seinem Garten stehen. Und Kapusta ist Vater von drei Kindern. Daher sei es ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, das Filmprojekt mit Trompetentönen zu begleiten.
Und so gab es für die Schafe wieder einen neuen Ort, den sie für Filmaufnahmen kennenlernen konnten: die Basilika Knechtsteden, wo das Blau im Chorraum einen abwechslungsreichen Farbtupfer bildete. Erstmals gezeigt werden soll der Film am 15. Januar im Bonner Frauenmuseum, danach in der Kölner Kulturkirche und in weiteren Kirchen, Museen und Kunsthallen. Ob auch in Knechtsteden, ist noch nicht klar. Die Blauen Schafe jedenfalls kamen nach dem Auftritt wieder in ihren Stall.