Für drei Grundwasserpumpen ist die Standortfrage geklärt
Noch müssen die Brunnen nicht gebaut werden. Der Erftverband will aber für alle Eventualitäten vorbereitet sein.
Gohr. Die Friedrich-Hinsen-Straße und die Bruchstraße in Gohr werden in einigen Jahren eine für den Ort ganz besondere Bedeutung erhalten. Denn dort liegen die drei Standorte für die Brunnen, in denen Pumpen Grundwasser aus der Tiefe fördern werden, um 220 Häuser vor Grundwasser zu schützen. „So kann der Anstieg des Grundwassers am besten begrenzt werden“, sagte Bernd Bucher, Vorstand im Erftverband, der mit dem Rhein-Kreis Neuss, der Stadt und nicht zuletzt der Bürgerinitiative „Arche Gohr“ jüngst die drei Standorte vorstellte. „Die Lage der Brunnen basiert auf einem umfangreichen Berechnungsmodell“, erklärte Bucher. Wann sie gebaut werden müssen, vermochte er nicht zu sagen, das könne noch viele Jahre dauern. „Es macht heute noch keinen Sinn, zu bauen, aber sich vorzubereiten“, so Bucher.
Die Festlegung der Standorte, über die die Anwohner informiert wurden, ist ein wichtiger Schritt nach der Einigung in der zum Teil heftig und kontrovers geführten Grundwasser-Diskussion. Die Brunnenanlagen sind Bestandteil der sogenannten „Kappungslösung“. Im Frühjahr 2014 gab es den Durchbruch, als unter Moderation des früheren Dormagener Bürgermeisters Reinhard Hauschild eine Verständigung auf dieses Rettungsmodell vor dem Wiederanstieg des Grundwassers durch den abwandernden Braunkohletagebau gelang. Dazu mussten 120 Gohrer den Vertrag unterschreiben. Bis heute haben 120 von 220 Betroffenen ihre Unterschrift geleistet und sind bereit, für einen zehn Jahre dauernden Pumpeneinsatz 7900 Euro pro Gebäude zu zahlen.
Die drei Brunnen werden sich in schallgedämmten und glasfaserverstärkten Kunststoffgehäusen verbergen, die jeweils drei Meter lang und anderthalb Meter hoch sind. Von dort führen im Durchschnitt zehn Zentimeter große Rohre 25 Meter in die Tiefe. Aber wann? Das hängt nach Angaben des Erftverbands davon ab, wie sich der Grundwasseranstieg in den kommenden Jahren verhält. Nach Messungen schwankt der Pegel derzeit zwischen 37,4 und 37,8 Meter, die kritische Marke wird erreicht, wenn das Wasser ein Jahr lang über 39 Meter oder ein halbes Jahr lang über 39,2 Meter liegt.
Auf der städtischen Internetseite www.dormagen.de können Interessierte die aktuellen Werte in der Rubrik „Bauen, Umwelt & Verkehr“ verfolgen. Zur Beobachtung wird der Erftverband in diesem Jahr noch zwei Messstellen an der Ecke Karl-Küffler-Straße/Gohrer Graben und am Sportplatz bohren. Die Investitionskosten für die Brunnenanlage betragen 700 000 Euro, hinzu kommen 56 000 Euro jährliche Aufwendungen für einen zehnjährigen Betrieb. Die Stadt übernimmt ein Fünftel der Bau- und Betriebskosten, der Rhein-Kreis zehn Prozent der Investitionssumme.
Laut Bürgermeister Erik Lierenfeld bekommen die Gohrer „langsam eine Vorstellung, wofür sie sich so engagiert haben.“ Kreis-Umweltdezernent Karsten Mankowsky bezeichnete das Grundwasserthema als „kreisweites Problem. In Korschenbroich sind 3000 Häuser betroffen.“ Arno Neukirchen („Arche Gohr“) erinnerte daran, dass vor Jahrzehnten nur mit der Bedingung gebaut werden sollte, sich vor Grundwasser zu schützen. „Daraus wurde dann nur eine Empfehlung.“