Geschichte: Ein dickes Stück Kreisgeschichte
300 Seiten dick, ein Kilo schwer und ab heute im Buchhandel: Das neue Jahrbuch für den Rhein-Kreis ist erschienen.
Rhein-Kreis Neuss. Der Wahnsinn hat seinen Höhepunkt erreicht, als Johanna und Adolf Frings aus Grevenbroich beschließen, in den Untergrund abzutauchen. Es ist 1944, das NS-Regime treibt im Angesicht der absehbaren Kriegsniederlage die Verfolgung von Minderheiten und Andersdenkenden mit immer blinderer Wut voran. Bevor der gebürtigen Jüdin Johanna Frings ebenfalls die Deportation droht, beschließen sie und ihr vormals beamteter Ehemann, in die so genannte "Illegalität" zu gehen, sich also vor den Schergen der Machthaber fortan zu verstecken. Es geht gut, beide überleben den Krieg, Adolf Frings wird nach dem zweiten Weltkrieg kurze Zeit Bürgermeister in seiner Heimatstadt.
Die Geschichte des Ehepaars Frings ist vielleicht die fesselndste, die im neuen Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss aufgeschrieben ist. Das opulente Werk kommt heute in den Buchhandel im Kreis. Es ist der mittlerweile neunte Jahrgang der vom Kreisheimatbund Neuss herausgegebenen Schriftenreihe.
Gut zwei Dutzend Autoren aus dem Kreis haben wieder Beiträge zur Geschichte an Rhein und Erft verfasst. "Wir haben uns bemüht einen guten Querschnitt durch alle Städte des Kreises, alle Epochen und alle Themen hinzubekommen", sagt Karl Emsbach, Direktor des Kreisarchivs.
Das ist auch in diesem Jahr wieder gelungen: Von der Steinzeit bis zum Wirtschaftswunder, von Grevenbroich bis Dormagen, von Archäologie bis hin zu Umweltschutz und Wirtschaftsgeschichte reicht die Bandbreite der Texte, die auf gut 300 Seiten niedergeschrieben ist.
Hinzu kommt eine Chronik der wichtigsten Ereignisse des letzten Jahres im Rhein-Kreis und eine vom Neusser Bibliotheks-Chef Alwin Müller-Jerina mühevoll recherchierte Bibliographie mit wohl sämtlichen Neuerscheinungen zum Rhein-Kreis während des vergangenen Jahres.
Ein rundes Werk ist das geworden, freut man sich beim Kreisheimatbund. Im neunten Jahr seines Erscheinens hat das Jahrbuch einen festen Platz im Kreis gefunden. "Wir merken das auch bei Autorenangeboten", sagt Emsbach. "Die Zahl derer, die einen Beitrag bei uns veröffentlichen wollen, wächst von Jahr zu Jahr."