Grevenbroich: Erster Tag als Bürgermeisterin

Ursula Kwasny (CDU) hat gestern ihren ersten Arbeitstag im Rathaus absolviert.

Grevenbroich. Da sitzt sie also in ihrem neuen Chefzimmer. Das frisch gestrichene Büro wirkt hell und übersichtlich, dadurch strahlen die kräftigen Blautöne auf dem Gemälde an der Wand fast noch mehr.

Das Werk zeigt einen jungen Mann, der Künstler heißt Landrat Dieter Patt. Er schenkte das Bild Grevenbroichs erster Bürgermeisterin zum Amtsantritt. Denn seit gestern führt Ursula Kwasny im Rathaus die Geschäfte ihres Vorgängers Axel Prümm.

Um 8 Uhr hat der erste Arbeitstag für die neue Stadtchefin begonnen. Aufgestanden ist die Neuratherin allerdings schon um 6 Uhr: Für die Familie kochte die 57-Jährige noch schnell "falsch Kotelett", sprich Bauchspeck mit Bohnen vor.

Dann setzte sie sich ans Steuer ihres Opel Vectras, um zu ihrer neuen Arbeitsstelle zu fahren. Einen eigenen Fahrer hat die Verwaltungschefin bislang noch nicht. Der alte Dienstwagen ihres Vorgängers, ein Opel Astra Kombi, soll ausrangiert werden, vorübergehend will sie ihn aber noch nutzen.

Bevor es gestern richtig losging, hat sich Ursula Kwasny mit einem Brief an die Mitarbeiter in der Verwaltung gewandt: Sie setze auf Loyalität und Vertrauen, hoffe auf eine gute Zusammenarbeit und habe immer ein offenes Ohr, wenn es um Ideen, Anregungen, Sorgen und Nöte ginge.

Termine hat die Stadtchefin auch schon wahrgenommen: Ein erstes Gespräch führte sie gleich am Vormittag mit Dezernent Claus Ropertz, ein weiteres stand später mit der Beigeordneten Barbara Kamp an. Die anstehende Sitzung des Verwaltungsvorstands will Kwasny aber ausfallen lassen und sich zunächst einen besseren Überblick über die wichtigen Themen verschaffen.

Sie stehe zu ihrer Entscheidung, mit ihrem Vorgänger kein Übergabegespräch geführt zu haben, so Kwasny. Einen persönlichen Referenten werde sie auch nicht beschäftigen, dementsprechend habe Uli Herlitz am Dienstag seinen letzten Tag gehabt. "Wie genau mein neues Team aussieht, steht Anfang November fest", kündigte die Bürgermeisterin an.

Angesichts der Machtverhältnisse im Rat sei politisches Fingerspitzengefühl gefragt, antwortete Kwasny auf die Frage, wie es künftig um die Ratsarbeit stünde. "Es wird schwer, jedes Mal eine Mehrheit zu beschaffen", meint Kwasny, doch eins steht für sie bereits fest: "Keine Ratssitzung wird länger als Mitternacht dauern", so die Bürgermeisterin - ein deutlicher Hinweis in Richtung ihres Vorgängers.

Kwasny weiß, dass in den kommenden fünf Jahren ein großer Berg Arbeit auf sie zukommt. Sie wolle aber die schwierigen Probleme der Stadt wie etwa die desolate Haushaltslage anpacken. "2010 wird kein leichtes Jahr für Grevenbroich, die Prognose ist schlecht. Es wird schwierig, den jetzigen Stand zu halten."

Zudem will sich die Verwaltungschefin für die Jugend einsetzen, die Wirtschaftsförderung aufstocken und den Slogan "Bundeshauptstadt der Energie" neu ausrichten.

Ein wenig Kribbeln war schon da, am ersten Arbeitstag, sagt sie. "Die Entscheidungen, die ich fällen muss, sind nicht einfach." Halt gibt ihr der Glaube, so die überzeugte Christin: "Ich bin sehr religiös." Besonders stolz ist Kwasny daher auch auf eine aus Holz geschnitzte Mutter Gottes mit Jesuskind. Die Skulptur wurde in Frimmersdorf geschnitzt und steht jetzt in ihrem Büro.