Neuss: H1N1-Impfstoff steht bereit

Bürger können sich ab Montag bei 152 Ärzten vor der Schweinegrippe schützen.

Rhein-Kreis Neuss. In der nächsten Woche läuft die Impfaktion gegen den Erreger H1N1 an, auch Schweingrippe genannt. Bereits in dieser Woche liefert ein Großhändler 8500 Impfdosen des Stoffes Pandemrix an 13 autorisierte Apotheken zur Lagerung und Verteilung in den Rhein-Kreis Neuss.

Die Bürger können sich an 152 Ärzte (von 1500 Ärzten) im gesamten Kreisgebiet wenden. "Alle Städte und Gemeinden sind flächendeckend erfasst", sagt der neue Landrat Hans-Jürgen Petrauschke bei der gestrigen Pressekonferenz, eine seiner ersten Amtshandlungen. "Am Montag können sich die ersten Menschen impfen lassen, wir sind gut gerüstet."

Amtsarzt Dr. Michael Dörr empfiehlt den kurzen Piekser, genau wie die "Ständige Impfkommission der Bundesrepublik Deutschland". "Auch ich werde mich impfen lassen", sagt er. "Das ist eine gute Maßnahme mit relativ geringen Komplikationen, die vergleichbar mit anderen Impf-Nebenwirkungen sind."

Zwar sei der Verlauf der so genannten "Neuen Influenza A" teilweise weniger heftig als bei der normalen saisonalen Grippe, jedoch stehe die Pandemie-Vorsorge bei der momentanen Aktion im Vordergrund. Die Experten befürchten steigende Erkrankungszahlen und Todesfälle, wenn der H1N1-Erreger mit der saisonalen Grippe mutiert.

Bisher sind in Deutschland 22 936 Menschen an der Neuen Influenza erkrankt, in NRW 6183. Die Todesfälle belaufen sich deutschlandweit auf zwei (Stand der Erhebung: 14. Oktober). Im Rhein-Kreis Neuss erkrankten bis gestern 182.

Zum Vergleich: In Neuss erkrankten 64, in Meerbusch 53, in Kaarst 16, in Jüchen 4. "Auffällig ist allerdings, dass von den 182 in letzter Zeit 55 autochthon erkrankten", sagt Dörr. Das heißt: Die Menschen haben sich das Virus im Kreisgebiet eingefangen, es wurde nicht importiert. Aktuell sind fünf Menschen im Kreis infiziert.

Die Impf-Nachfrage hält sich in Grenzen, bis gestern wurden nur 720 Packungen von den Ärzten angefordert. "Das begründet sich durch den relativ milden Verlauf der Krankheit: Die Menschen sehen nicht die Notwendigkeit, sich impfen zu lassen", erklärt Dörr.

Die geringe Nachfrage wird vermutlich eine Änderung des Vorgehens nach sich ziehen. "Es war vorgesehen, bestimmte Risikogruppen als erstes zu impfen", sagt der Amtsarzt, beispielsweise Polizisten, Krisenstäbe oder Mediziner, Rettungsdienstmitarbeiter oder Feuerwehrleute und danach die Bürger. "Da die Resonanz jedoch so niedrig ausfällt, werden wir wohl allen Nachfragern gerecht werden können", vermutet Dörr.

Zum Vorgehen: Wer überlegt, ob er erst gegen die saisonale Grippe oder gegen die Neue Influenza vorbeugen soll, den kann Amtsarzt Dörr beruhigen: "Es ist möglich, sich gegen beide Krankheiten gleichzeitig schützen zu lassen." Nur wer schlechte Erfahrungen mit Impfungen gemacht hat, sollte ein paar Tage Pause zwischen beiden Pieksern einlegen.

In den nächsten Wochen soll ein weiterer Impfstoff, Celvapan, auf den Markt kommen, der geringere Nebenwirkungen verursacht und somit beispielsweise auch für Schwangere geeignet ist.