Heike Troles erobert Mandat für CDU zurück

2012 gewann Rainer Thiel (SPD) im Süden des Kreises. Fünf Jahre später stellt die CDU wieder den Sieger in Dormagen und Grevenbroich.

Foto: Berns

Dormagen/Grevenbroich. Der Süden des Rhein-Kreises Neuss war symptomatisch für das Gesamtergebnis der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen: Der alte Sieger SPD wurde von der CDU abgelöst. Rainer Thiel (SPD) verlor den Wahlkreis 45, zu dem neben Grevenbroich und Dormagen auch Rommerskirchen gehört, an CDU-Frau Heike Troles — wieder einmal gab es im Süden des Kreises einen Wechsel.

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Vor fünf Jahren hatte es in der vorgezogenen Landtagswahl eine Sensation gegeben: Der damalige Herausforderer Thiel setzte sich im Wahlkreis 45 gegen CDU-Landtagsmitglied Wiljo Wimmer überraschend durch. Der SPD-Kandidat kam auf 39,7 Prozent, Jurist Wimmer nur auf 37,4 Prozent, der nach nur 20 Monaten sein Büro im Landtagsgebäude wieder räumen musste. Thiel profitierte damals vom starken landespolitischen Rückenwind. Auch in Dormagen selbst hatte er mit 39,6 gegen 38,8 Prozent die Nase vorn. In Grevenbroich war der Unterschied größer, dort lag Thiel mit 39,8 zu 35,5 Prozent vorne. Keine Rolle spielten der Grüne Martin Knoke (6,2 Prozent) und Peter Cremerius (FDP) mit 6,1 Prozent. Wimmer hatte 2010 noch neun Prozentpunkte zwischen sich und dem damaligen SPD-Kandidaten Edmund Feuster gelegt. In Dormagen ärgerten sich die Christdemokraten über die fehlende Rückendeckung aus Düsseldorf.

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Jetzt also Heike Troles: Im Unterschied zum bisherigen Landtagsabgeordneten Rainer Thiel eher ein politisches Leichtgewicht. Aber eine Frau mit klaren Vorstellungen und Positionen. Die politische Vita der 48 Jahre alten Grevenbroicherin ist bislang lokal begrenzt: Als Geschäftsführerin der CDU-Ratsfraktion kümmert sie sich darum, dass der Laden läuft, Sitzungen vor- und nachbereitet werden. Eine Aufgabe, die der Bilanzbuchhalterin in einem Autohaus auf den Leib geschnitten ist: Ordnung, Disziplin, Genauigkeit. Im politischen Tagesgeschäft wirkt Troles als Mitglied des Grevenbroicher Stadtrates und als Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses.

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Dass Heike Troles bislang nur lokalpolitisch in Erscheinung trat, tat ihrem Erfolg gestern keinen Abbruch. Als kurz nach 20 Uhr rund 90 Prozent aller Stimmbezirke ausgezählt waren, lag Troles mit 42,3 Prozentpunkten vor Rainer Thiel (33,9 Prozent). Zu diesem Zeitpunkt hatte sie auch ihre Vorsicht abgelegt und ließ sich auch schon von Parteifreunden und ihrem Ehemann Wolfgang feiern.. „Nicht zu früh jubeln“, hatte sie während der Wahlpräsentation im Grevenbroicher Kreishaus immer wieder gewarnt.

Enttäuscht nahmen die Sozialdemokraten das Wahlergebnis auf. „Das ist ein Stich ins Herz der Sozialdemokratie“, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Daniel Rinkert, als er die Genossen um den stellvertretenden Kreisvorsitzenden Andreas Behncke im Dormagener Ratskeller besuchte. „Wenn sich die Ergebnisse bestätigen, werden wir keinen Landtagsabgeordneten mehr haben. Das ist bitter.“ Ab heute werde analysiert. „Aber wir müssen auch wieder nach vorn schauen“, fordert Rinkert mit Blick auf die Bundestagswahl im September. Auch die stellvertretende Vorsitzende des Dormagener Stadtverbandes, Susanne Uhlman, reagierte „sehr bestürzt. Sehr wahrscheinlich haben wir unsere Inhalte den Wählern nicht deutlich vermitteln können.“

Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen (SPD) sprach von einem „extremen Negativ-Wahlkampf“. Das Land, sagte er, sei nicht so schlecht, wie es dargestellt wurde. Der unterlegene SPD-Kandidat Rainer Thiel hatte an die siegreichen Parteien der Landtagswahl eine klare Botschaft: „Ich finde, es wäre konsequent, wenn CDU und FDP jetzt gemeinsam regieren.“ Thiel wird sein Landtagsmandat wohl auch nicht über die Landesliste, wo er Platz 70 belegt, behalten können. „Ich blicke auf gute fünf Jahre zurück und hätte gerne noch weiter gemacht“, sagte er.

Bei den Grünen wurde die „Flucht“ von Hans-Christian Markert aus Neuss vom Wahlkreis 44 (wo die Grünen ihren Vorsitzenden als Kandidaten bevorzugten) in den Wahlkreis 45 nicht belohnt. Abgesehen von den landespolitischen Einflussfaktoren fehlte hier auch die nähere Bindung zu den Bürgern. Markert drückte seine Glückwünsche für die Wahlsieger in Düsseldorf so aus: „Wählen ohne Verlierer gibt es nur in Diktaturen. Ich gratuliere den Wahlsiegern CDU und FDP“

FDP-Bewerber Karlheinz Meyer, der in Dormagen lebt und als Fraktionsvorsitzender gut vernetzt ist, feierte das „hervorragende Ergebnis“ der FDP mit seinen Parteifreunden im Dormagener Ratskeller. Er äußerte seine Hoffnung, dass es für eine schwarz-gelbe Koalition im Landtag reiche. „Enttäuscht bin ich, dass die AfD in den Landtag eingezogen ist - und so viele Stimmen bekommen hat“, meint Meyer.

Dass Linke-Kandidatin Anne Rappard im Wahlkreis 45 unter ferner liefen rangierte, war abzusehen, die 25-Jährige kennt im Süden des Kreises schlichtweg niemand.

cw-/wilp/schum/Red