Holzbüttgen: Kunstausstellung - Ein Turnhemd wird zum Königskind

Ann-Caroline Zielonka zeigt ihre Werke unter dem Titel „Glückshaut und Sorgenkleid“.

Holzbüttgen. Der künstlerische Weg von Ann-Carolin Zielonka hat über die familiäre Bande den Weg aus Norddeutschland in die evangelische Lukaskirche gefunden.

Unter dem Titel "Glückshaut und Sorgenkleid" sind dort bis zum 4. Juli Objekte, Gemälde und Grafiken von ihr ausgestellt. Zur Vernissage war die Künstlerin aus dem Kreis Plön in Schleswig-Holstein angereist und erläuterte den Besuchern, wie sie in ihren Arbeiten Alltagsphänomene aufgreift und untersucht.

Das Ausstellungsstück mit der Nummer eins ist ein rot gefärbter Stoff mit dem Satz "Wir begießen das Rosenbeet". "Es könnten die ersten Worte gewesen sein, die ich als Kind gehört habe", sagte Zielonka.

Die Objekte bestehen oft aus Kleidungsstücken. Ein kleines Turnhemd hat sie in Wachs getaucht und "Königskind" genannt. Mit dem Titel Nervenkostüm zeigt sie ein dreckiges, zerfleddertes Hemd und ein reduziertes Ballkleid.

Passend dazu hängt ein überdimensionaler Kleiderbügel an der Decke der Kirche. Ein Blick nach oben lohnt sich auch beim nach unten offenen Klingelbeutel.

In ihren Materialbildern stapelt Ann-Carolin Zielonka Zuckerstücke zum Siegertreppchen, stellt einen Halbmond auf Streichholzschachteln dar oder bildet eine Bäuerin mit zwei Pipettenfläschchen ab.

"Sie könnte zurzeit für die aktuelle Situation der Milchwirtschaft stehen", erklärte sie. Mit nebeneinander stehenden Milch- und Colaflaschen möchte die Künstlerin auf den Unterschied zwischen Notwendigkeit und Luxus aufmerksam machen, Schneidebrettchen baut sie zu einer Krone "zum Lob der Hausfrau" auf.

Ein elementarer Gegenstand in Zielonkas Kunst ist der Kamm. Der gewachste Scherenschnitt "Lausige Zeiten" erinnerte sie an das Brandenburger Tor. Aus Baumwolle schnitt sie das "Tor". Rote Streifen außerhalb des Bilderrahmens zeigen, wie das hochverschuldete Berlin ausblutet.

Das größte der 37 Ausstellungsstücke ist die 7,60 Meter lange Familienschleppe, die 25 Mitglieder ihrer Familie porträtiert. Zielonka zeichnete sie zunächst auf den Leinenstoff auf, um ihn danach zu besticken.